Warum ist ein Spiegelteleskop besser als ein Linsenteleskop?

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Ein Linsenteleskop, auch Refraktor genannt, zeichnet sich durch seine hervorragende Kontrastleistung aus, wodurch sich nahe Objekte und Doppelsterne klar und deutlich abbilden lassen. Im Gegensatz zu Spiegelteleskopen, die anfälliger für Farbfehler sind, erzeugt ein hochwertiges Linsenteleskop ein scharfes Bild ohne störende Farbränder.

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Spiegelteleskope vs. Linsenteleskope: Warum Spiegel oft die Nase vorn haben

Die Wahl zwischen einem Spiegelteleskop (Reflektor) und einem Linsenteleskop (Refraktor) ist für Hobbyastronomen oft eine schwierige Entscheidung. Während Refraktoren mit ihrer beeindruckenden Kontrastleistung punkten, bieten Reflektoren in vielen Aspekten entscheidende Vorteile, die sie für ambitionierte Amateurastronomen und professionelle Forschung oft zur bevorzugten Wahl machen. Der vermeintliche Nachteil von Spiegelteleskopen – die Anfälligkeit für Farbfehler – ist heutzutage durch verbesserte Herstellungsverfahren weitgehend minimiert.

Der entscheidende Vorteil von Spiegelteleskopen liegt in ihrer Bauweise und den daraus resultierenden Eigenschaften:

  • Größere Öffnung bei gleichem Preis: Ein Spiegelteleskop mit einer großen Öffnung lässt sich deutlich günstiger herstellen als ein vergleichbares Linsenteleskop. Das liegt daran, dass Linsen aus einem einzigen, großen, hochpräzisen Glasstück geschliffen und poliert werden müssen, während Spiegel aus mehreren, günstigeren Glasplatten bestehen können, die anschließend verspiegelt werden. Diese Größenvorteile führen zu einer deutlich höheren Lichtstärke, die für tiefere Einblicke ins Universum unerlässlich ist. Schwache Objekte, Nebel und Galaxien werden damit viel detaillierter sichtbar.

  • Kein chromatische Aberration: Während Refraktoren unter chromatischen Aberrationen (Farbsäumen) leiden, sind Spiegelteleskope davon prinzipiell frei. Diese Farbsäume entstehen durch die unterschiedliche Brechung von Licht verschiedener Wellenlängen beim Durchgang durch die Linse. Während hochwertige Refraktoren diese Fehler durch spezielle Linsendesigns minimieren, ist ein Spiegelteleskop von diesem Problem gänzlich befreit.

  • Kürzere Bauweise bei gleicher Brennweite: Spiegelteleskope, insbesondere Newton-Teleskope, können bei gleicher Brennweite deutlich kürzer gebaut werden als Refraktoren. Das macht sie handlicher, leichter zu transportieren und weniger anfällig für Verbiegungen des Tubus. Diese Kompaktheit ist besonders bei transportablen Teleskopen von Vorteil.

Natürlich haben Spiegelteleskope auch Nachteile:

  • Justierung: Spiegelteleskope benötigen eine regelmäßige Justage, um eine optimale Abbildungsqualität zu gewährleisten. Verschiebt sich der Spiegel minimal, verschlechtert sich die Bildqualität. Refraktoren sind in dieser Hinsicht deutlich wartungsärmer.

  • Spiegelbeschichtung: Die Verspiegelung des Spiegels verschleißt mit der Zeit und muss irgendwann erneuert werden. Dies stellt einen zusätzlichen Aufwand und Kostenfaktor dar.

  • Obstruktion: Die Sekundärspiegel in vielen Spiegelteleskop-Designs (z.B. Newton-Teleskopen) verdecken einen Teil des einfallenden Lichts. Dies reduziert zwar die Lichtstärke nicht drastisch, beeinflusst aber das Auflösungsvermögen geringfügig. Moderne Designs minimieren diese Obstruktion jedoch zunehmend.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wahl zwischen Spiegel- und Linsenteleskop von den individuellen Bedürfnissen und Prioritäten abhängt. Für die Beobachtung von Planeten und hellen Deep-Sky-Objekten kann ein Refraktor aufgrund seiner hohen Kontrastleistung vorteilhaft sein. Für die Beobachtung schwacher Deep-Sky-Objekte und Astrofotografie, bei der die Lichtstärke entscheidend ist, bieten Spiegelteleskope aufgrund ihrer größeren Öffnung bei gleichem Preis den deutlich größeren Vorteil. Die vermeintlichen Nachteile von Spiegelteleskopen sind durch moderne Designs und Herstellungsverfahren weitestgehend minimiert.