Warum liegt der Äquivalenzpunkt bei der Titration der Essigsäure im alkalischen Bereich?

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Die Titration von Essigsäure mit Natronlauge resultiert in einem alkalischen Äquivalenzpunkt. Das Acetatanion, das bei vollständiger Neutralisation entsteht, wirkt als schwache Base und hydrolysiert, wodurch die Lösung basisch wird. Dieser Effekt überwiegt die geringe Autoprotolyse des Wassers.
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Warum liegt der Äquivalenzpunkt bei der Titration von Essigsäure mit Natronlauge im alkalischen Bereich?

Die Titration von Essigsäure (CH3COOH) mit Natronlauge (NaOH) führt trotz der scheinbaren Neutralisationsreaktion zu einem Äquivalenzpunkt im alkalischen Bereich. Dies liegt an der Eigenschaft des entstehenden Acetatanions (CH3COO) als schwache Base.

Die Reaktion zwischen Essigsäure und Natronlauge ist eine Protolyse-Reaktion:

CH3COOH + NaOH → CH3COO + Na+ + H2O

Auf den ersten Blick erscheint dies eine einfache Neutralisationsreaktion, die zu einem neutralen Äquivalenzpunkt führen sollte. Doch die Geschichte endet hier nicht. Das Acetatanion, das Produkt der vollständigen Neutralisation, verhält sich als schwache Base. Es reagiert mit dem Lösungsmittel Wasser nach folgender Gleichung:

CH3COO + H2O ⇌ CH3COOH + OH

Dieses Gleichgewicht beschreibt die Hydrolyse des Acetatanions. Dabei nimmt das Acetatanion ein Proton (H+) aus dem Wasser auf, was zur Bildung von Essigsäure und Hydroxid-Ionen (OH) führt. Die Anwesenheit von Hydroxid-Ionen macht die Lösung basisch.

Dieser Effekt der Hydrolyse des Acetatanions überwiegt den Beitrag der sehr geringen Autoprotolyse des Wassers, die auch zu einer geringen Hydroxid-Ionen Konzentration führt. Somit ist die Lösung im Äquivalenzpunkt nicht neutral, sondern leicht alkalisch.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die schwache basische Natur des Acetatanions führt zu einem erhöhten OH-Gehalt im Vergleich zum H+-Gehalt, und damit zu einem alkalischen Äquivalenzpunkt. Dies ist ein typisches Beispiel für die Auswirkungen von Säure-Base-Reaktionen in wässrigen Lösungen, die über die einfache Betrachtung der Ausgangsstoffe hinausgeht. Die Hydrolyse des resultierenden Salzes muss berücksichtigt werden, um den tatsächlichen pH-Wert korrekt zu bestimmen.