Warum werden Schiffe nicht verzinkt?
Warum verzinkt man Schiffe nicht? Der Kampf gegen den Rost auf See
Der Anblick eines rostigen Autos ist alltäglich. Um diesen Rost zu bekämpfen, wird Stahl oft verzinkt – eine kostengünstige und effektive Methode an Land. Doch warum findet man diese Technik auf Schiffen so gut wie nie? Die Antwort liegt in der aggressiven Umgebung, der Schiffe tagtäglich ausgesetzt sind: Salzwasser.
Verzinken, also das Beschichten von Stahl mit einer Zinkschicht, basiert auf dem Prinzip des kathodischen Korrosionsschutzes. Zink ist unedler als Stahl und korrodiert daher bevorzugt, schützt so den darunterliegenden Stahl vor Oxidation. An Land, in einer relativ trockenen Atmosphäre, bietet diese Schutzschicht über viele Jahre hinweg einen effektiven Rostschutz.
Im Salzwasser jedoch ändert sich die Situation dramatisch. Die hohe Konzentration an Salzen und der ständige Kontakt mit Wasser beschleunigen die Korrosion des Zinks erheblich. Die Zinkbeschichtung wird nicht nur schneller als an Land abgebaut, sie bietet dem Stahl auch keinen dauerhaften Schutz. Stattdessen bildet sich unter der schnell korrodierenden Zinkschicht sogar eine zusätzliche, ungeschützte Oberfläche, die anfällig für Rostbildung ist. Das Ergebnis ist ein schnellerer Rostbefall, als wenn gar keine Zinkbeschichtung vorhanden wäre.
Schiffsbauer greifen daher auf deutlich aufwendigere und teurere Methoden zurück, um den Schiffskörper vor Korrosion zu schützen. Diese umfassen:
- Hochwertige Lackierungen: Mehrschichtige Lacksysteme mit speziellen Zusätzen bieten einen effektiven Schutz vor Wasser und Salzen. Diese Systeme müssen regelmäßig überprüft und bei Bedarf ausgebessert werden.
- Opferanoden: Diese aus unedleren Metallen wie Zink oder Aluminium bestehenden Anoden werden strategisch am Schiffsrumpf angebracht. Sie korrodieren bevorzugt und schützen so den Stahl des Schiffskörpers. Die Opferanoden müssen regelmäßig ausgetauscht werden.
- Kathodischer Korrosionsschutz (KKS): Diese elektrochemische Methode nutzt einen elektrischen Strom, um die Korrosion des Stahls zu unterdrücken. Dabei wird das Schiff als Kathode geschaltet, wodurch die Korrosion erheblich reduziert wird. KKS ist besonders effektiv, erfordert aber eine aufwändige Installation und Wartung.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Verzinken ist zwar eine kostengünstige Methode zum Rostschutz an Land, versagt aber im aggressiven Salzwasser. Die schnellere Korrosion des Zinks und die daraus resultierende Beschleunigung des Rostprozesses machen diese Methode für den Schiffsbau ungeeignet. Die deutlich höheren Kosten für aufwendigere Schutzmethoden werden durch die erheblich längere Lebensdauer des Schiffs und die Vermeidung teurer Reparaturen mehr als ausgeglichen. Der Kampf gegen den Rost auf See erfordert somit ein ganz anderes strategisches Vorgehen als an Land.
#Korrosionsschutz#Schiffsbau#ZinkKommentar zur Antwort:
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