Welche Lebewesen können sich nicht bewegen?

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Sessil lebende Organismen wie Korallen, Schwämme und Seelilien prägen die Meeresböden. Ihren Standort wechseln sie kaum, Ernährung und Fortpflanzung erfolgen am selben Platz. Auch manche Würmer und Moostierchen zeigen diese eingeschränkte Mobilität.

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Viele Lebewesen verbringen ihr ganzes Leben, oder zumindest einen Großteil davon, an ein und demselben Ort. Sie sind sessil, also festsitzend. Diese scheinbare Bewegungslosigkeit ist jedoch nicht mit Passivität gleichzusetzen. Sessilität ist eine erfolgreiche Lebensstrategie, die in verschiedensten Formen im Tierreich, aber auch bei Pflanzen und Pilzen vorkommt.

Im Meer sind es vor allem Korallen, Schwämme und Seelilien, die durch ihre Sessilität prägen. Korallen bilden riesige Riffe, die Lebensraum für unzählige andere Organismen bieten. Sie filtern Plankton aus dem Wasser und leben in Symbiose mit Algen, die ihnen Energie liefern. Schwämme, die zu den ältesten mehrzelligen Tieren gehören, sind ebenfalls Filtrierer und besiedeln nahezu alle Meeresböden. Seelilien, trotz ihres Namens Tiere und Verwandte der Seesterne, verankern sich mit einem Stiel am Untergrund und fangen mit ihren federartigen Armen Nahrungspartikel ein.

Aber Sessilität beschränkt sich nicht auf diese prominenten Beispiele. Auch viele Muschelarten, Seepocken und Röhrenwürmer leben fest verankert. Seepocken beispielsweise beginnen ihr Leben als frei schwimmende Larven, bevor sie sich an einen geeigneten Untergrund heften und dort ihr sessiles Dasein beginnen. Auch einige Krebsarten, wie die Seepockenkrebse, sind sessil.

Auch im Süßwasser findet man sessile Lebewesen. Hydren, kleine Nesseltiere, sitzen meist auf Wasserpflanzen und fangen mit ihren Tentakeln kleine Beisbetiere. Moostierchen bilden Kolonien, die an Steinen oder Pflanzen haften.

Die Immobilität dieser Lebewesen stellt sie vor besondere Herausforderungen, insbesondere bei der Fortpflanzung und der Nahrungsaufnahme. Viele sessile Tiere vermehren sich ungeschlechtlich durch Knospung oder Teilung. Für die geschlechtliche Fortpflanzung sind sie auf Wasserströmungen oder spezielle Fortpflanzungsstrategien angewiesen, um ihre Gameten zu verbreiten. Die Nahrungsaufnahme erfolgt meist durch Filtration des umgebenden Wassers oder durch das Einfangen von Beute mit Tentakeln oder anderen Fangapparaten.

Sessilität ist also keine Sackgasse der Evolution, sondern eine hoch spezialisierte Anpassung an bestimmte Lebensräume. Die Vielfalt der sessilen Organismen beweist, dass diese Strategie im Laufe der Evolution immer wieder erfolgreich war und zu einer erstaunlichen Artenvielfalt geführt hat. Die vermeintliche Bewegungslosigkeit täuscht – sessile Lebewesen sind Meister der Anpassung und spielen eine wichtige Rolle in ihren jeweiligen Ökosystemen.