Welcher Hai greift am häufigsten Menschen an?

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Haiangriffe auf Menschen sind selten, aber potentiell gefährlich. Große Haie, insbesondere Weiße, Tiger- und Bullenhaie, können Menschen verletzen. Trotzdem sind Haie in der Regel nicht an Menschen interessiert.
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Der Hai mit den meisten Angriffen auf Menschen: Ein Mythos und die Realität

Haiangriffe auf Menschen sind selten, doch die mediale Darstellung dieser Ereignisse schürt oft eine irrationale Angst vor diesen beeindruckenden Meerestieren. Die Frage, welcher Hai am häufigsten Menschen angreift, ist daher mit Vorsicht zu betrachten, denn sie verbirgt eine komplexere Realität, als eine einfache Rangliste suggerieren könnte. Es gibt keine absolut verlässliche Statistik, die für alle Weltmeere und alle Zeiten gültig ist, da viele Angriffe unregistriert bleiben oder falsch zugeordnet werden. Globale Datenbanken, wie die des International Shark Attack File (ISAF) der Florida Museum of Natural History, bieten dennoch wertvolle Einblicke.

Die Daten des ISAF zeigen konsistent, dass der Weiße Hai ( Carcharodon carcharias) zwar für die schwerwiegendsten Verletzungen und Todesfälle verantwortlich ist, jedoch nicht unbedingt für die höchste Anzahl an Angriffen. Dies liegt daran, dass Weiße Haie oft große Beutetiere jagen und ein Angriff, sollte er erfolgen, mit hoher Wahrscheinlichkeit schwere Folgen hat. Sie sind also nicht häufiger, sondern gefährlicher.

An der Spitze der Liste der Haiarten mit den meisten dokumentierten Angriffen steht meist der Tigerhai (Galeocerdo cuvier). Dies hängt jedoch stark mit seinem Verbreitungsgebiet und seinem Jagdverhalten zusammen. Tigerhaie sind opportunistische Jäger und bewohnen Küstenregionen, in denen auch Menschen schwimmen und surfen. Ihre Neugier und ihr weniger selektives Jagdverhalten führen zu einer höheren Anzahl von Begegnungen und somit auch von Angriffen, die oft, aber nicht immer, schwere Verletzungen verursachen.

Der Bullenhai (Carcharhinus leucas) nimmt ebenfalls einen vorderen Platz in den Statistiken ein. Seine Toleranz gegenüber brackigem Wasser ermöglicht es ihm, in Küstenregionen, Flussmündungen und sogar Flüssen zu leben, was die Wahrscheinlichkeit von Mensch-Hai-Interaktionen erhöht. Wie der Tigerhai gilt er als eher opportunistisch jagend.

Wichtig zu beachten ist: Die Statistiken reflektieren nicht unbedingt die tatsächliche Aggressivität der Haiarten. Viele Angriffe sind sogenannte “investigative Bites”, also “Untersuchungsbisse”, bei denen der Hai den Menschen zunächst als Beutetier identifiziert, aber dann aufgrund des Fehlens typischer Beutetiermerkmale den Angriff wieder abbricht. Diese Bisse können trotzdem erhebliche Verletzungen verursachen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Es gibt keinen einzigen Hai, der eindeutig am häufigsten Menschen angreift. Die Häufigkeit hängt von Faktoren wie Verbreitungsgebiet, Jagdverhalten, menschlicher Aktivität in den jeweiligen Habitaten und der Qualität der Datenaufzeichnung ab. Die Wahrnehmung der “gefährlichsten” Haiart ist oft durch mediale Berichterstattung geprägt und vernachlässigt die weitaus größere Gefahr, die von anderen menschlichen Aktivitäten im Meer ausgeht. Die Angst vor Haien ist im Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung stark übertrieben.