Welches Tier atmet nicht durch die Lunge?

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Einzigartig ist der im vergangenen Jahr auf Borneo entdeckte Wasserfrosch Barbourula kalimantanensis, denn er besitzt keine Lungen. Diese Entdeckung erweiterte die bekannte Gruppe der lungenlosen Amphibien, zu der bisher nur wenige Salamander und die Blindwühle gehörten.

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Atem ohne Lunge: Die faszinierende Welt der lungenlosen Tiere

Die Lunge, das zentrale Organ der Atmung bei den meisten Wirbeltieren, ist uns so selbstverständlich, dass wir kaum darüber nachdenken. Doch die Natur ist voller Überraschungen: Es gibt eine Vielzahl von Tieren, die vollkommen ohne Lunge auskommen und auf andere, oft bemerkenswerte, Mechanismen der Sauerstoffaufnahme zurückgreifen. Der im Jahr 2008 auf Borneo entdeckte Barbourula kalimantanensis, ein Wasserfrosch, ist ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür und erweiterte die Liste der lungenlosen Amphibien deutlich. Aber er ist bei weitem nicht allein.

Der lungenlose Wasserfrosch Barbourula kalimantanensis ist eine Sensation, da er als erster lungenloser Frosch überhaupt gilt. Die bisher bekannten lungenlosen Amphibien beschränkten sich hauptsächlich auf bestimmte Salamanderarten und die Blindwühle. Der Frosch kompensiert das Fehlen der Lunge durch eine stark vergrößerte Haut, die reich an Blutkapillaren ist. Über diese Haut findet der Gasaustausch mit der Umgebung statt, ein Prozess, der als Hautatmung oder kutaner Gasaustausch bezeichnet wird. Dies funktioniert natürlich nur in einem aquatischen Umfeld, wo die Haut stets feucht gehalten wird und ein optimaler Gasaustausch gewährleistet ist. Die geringe Aktivität des Frosches trägt ebenfalls zur Reduktion des Sauerstoffbedarfs bei.

Doch Hautatmung ist keine Besonderheit nur der lungenlosen Amphibien. Viele Amphibienarten, auch solche mit Lungen, nutzen die Hautatmung als zusätzliche Sauerstoffquelle, insbesondere während der Larvenstadien oder in feuchten Umgebungen. Auch einige Reptilien und sogar wenige Säugetiere, wie beispielsweise bestimmte Nacktmulle, ergänzen ihre Lungenatmung durch Hautatmung. Die Effizienz dieses Mechanismus ist jedoch begrenzt und hängt stark von Faktoren wie der Umgebungstemperatur, der Feuchtigkeit und der Oberflächenstruktur der Haut ab.

Ein weiteres faszinierendes Beispiel für lungenlose Atmung finden wir bei einigen aquatischen Insektenlarven. Diese nutzen Tracheen, ein System von verzweigten Röhren, um Sauerstoff direkt aus dem Wasser aufzunehmen. Die Tracheen münden an der Körperoberfläche in winzigen Öffnungen, den Stigmen, und ermöglichen den direkten Gasaustausch ohne die Notwendigkeit einer Lunge.

Die Vielfalt der Atmungsmechanismen in der Tierwelt verdeutlicht die Anpassungsfähigkeit des Lebens an unterschiedlichste Umweltbedingungen. Der lungenlose Wasserfrosch Barbourula kalimantanensis ist nicht nur ein Beispiel für die außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit der Amphibien, sondern auch ein eindrucksvolles Zeugnis für die noch immer erstaunliche Artenvielfalt und die vielen Geheimnisse, die die Natur für uns bereithält. Die Erforschung dieser Anpassungsmechanismen ist nicht nur von wissenschaftlicher Bedeutung, sondern liefert auch wertvolle Erkenntnisse für den Naturschutz und das Verständnis der Evolution.