Wie kalt ist es hinterm Mond?

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Die Rückseite des Mondes ist unerwartet kalt. Chinesische Daten zeigen Nachttemperaturen von -190°C, wesentlich kälter als Modelle vorhergesagt hatten. Die extreme Kälte im Vergleich zur sonnenbeschienenen Seite erfordert eine Überarbeitung bestehender Mondmodelle und stellt neue Herausforderungen für zukünftige Missionen dar.

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Wie kalt ist es wirklich hinterm Mond? – Neue Daten überraschen die Wissenschaft

Die Rückseite des Mondes, lange Zeit ein Mysterium, enthüllt kontinuierlich neue und unerwartete Facetten. Während die vordere, erdzugewandte Seite des Mondes durch den Wechsel von Tag und Nacht bereits relativ gut erforscht ist, herrscht auf der Rückseite ein deutlich extremeres Klima. Neue Daten aus der chinesischen Change-4-Mission zeigen nun, wie unerbittlich kalt es dort tatsächlich ist: Nachttemperaturen von bis zu -190°C wurden gemessen – deutlich kälter als von bisherigen Modellen vorhergesagt. Diese extreme Temperaturdifferenz zwischen der sonnenbeschienenen und der abgewandten Seite des Mondes stellt die wissenschaftliche Gemeinschaft vor neue Herausforderungen und zwingt zu einer Revision der etablierten Mondmodelle.

Bisherige Modelle hatten die nächtlichen Temperaturen auf der Mondrückseite auf etwa -173°C geschätzt. Die von Change-4 gemessenen -190°C übersteigen diese Prognosen um fast 20 Grad Celsius. Diese Diskrepanz ist signifikant und weist auf ein ungenügendes Verständnis der komplexen Wärmeübertragungsprozesse auf dem Mond hin. Ein entscheidender Faktor ist die fehlende Atmosphäre. Im Gegensatz zur Erde, die eine schützende Lufthülle besitzt, ist der Mond nahezu vakuum. Dies führt zu einem extremen Temperaturunterschied zwischen der von der Sonne beschienenen Seite mit Temperaturen bis zu 120°C und der permanent im Schatten liegenden Rückseite. Die lange Mondnacht, die etwa 14 Erdentage dauert, ermöglicht eine extrem starke Abkühlung.

Doch warum ist die Kälte so viel intensiver als erwartet? Die Wissenschaftler vermuten, dass die Zusammensetzung des Mondbodens, insbesondere die mineralogischen Eigenschaften und die Oberflächenrauigkeit, einen größeren Einfluss auf die Wärmeabstrahlung haben als bisher angenommen. Die geringe Wärmeleitfähigkeit des Regoliths (Mondstaub) könnte ebenfalls eine Rolle spielen. Eine detaillierte Analyse der Daten von Change-4, die unter anderem Temperaturmessungen in verschiedenen Tiefen des Mondbodens beinhalten, soll nun Aufschluss über diese komplexen Zusammenhänge geben.

Die extrem niedrigen Temperaturen auf der Mondrückseite stellen zukünftige Mondmissionen vor immense technische Herausforderungen. Die Konstruktion von Landern und Rovern, die diesen extremen Bedingungen standhalten müssen, erfordert innovative Materialien und Technologien. Auch die Energieversorgung der Missionen muss sorgfältig geplant werden, da die extremen Temperaturunterschiede die Leistung von Solarzellen und Batterien erheblich beeinflussen. Die Datensicherung und die Funktionalität der elektronischen Komponenten müssen für den Betrieb in diesen extremen Temperaturbereichen optimiert werden.

Die Entdeckung der unerwartet niedrigen Temperaturen hinter dem Mond unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung. Nur durch verbesserte Modelle und ein vertieftes Verständnis der physikalischen Prozesse auf dem Mond können wir die Herausforderungen zukünftiger Missionen effektiv bewältigen und den wertvollen wissenschaftlichen Schatz, den der Mond birgt, erschließen. Die unerwarteten Erkenntnisse von Change-4 zeigen eindrucksvoll, wie viel wir noch über unseren nächsten kosmischen Nachbarn lernen müssen, und eröffnen gleichzeitig neue Forschungsfragen, die die Mondforschung in den kommenden Jahren prägen werden.