Was ist das Kennzeichen aller Dorschartigen?

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Kennzeichnend für Dorschartige ist der Bartfaden am Unterkiefer und der vorstehende Oberkiefer. Weitere Merkmale sind die deutliche Seitenlinie, die dunkle Marmorierung der Seiten und die fast gerade Schwanzflosse.

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Das Geheimnis des Bartfadens: Was Dorschartige wirklich auszeichnet

Dorschartige (Gadiformes) zählen zu den artenreichsten Fischordnungen weltweit. Ihre Vertreter, von der bescheidenen Wittling bis zum majestätischen Kabeljau, bevölkern die Meere unserer Erde in beeindruckender Vielfalt. Doch was eint diese scheinbar so unterschiedlichen Fische? Während die gängige Beschreibung von Bartfaden und vorstehendem Oberkiefer zwar zutreffend ist, greifen wir hier tiefer und beleuchten die komplexeren Merkmale, die Dorschartige wirklich definieren.

Der oft genannte Bartfaden (Bartel) am Unterkiefer, ein sensorisches Organ, ist tatsächlich ein wichtiges, aber nicht das alleinige Kennzeichen. Er dient der Nahrungssuche am Meeresboden und unterstützt die Orientierung in trüben Gewässern. Auch der vorstehende Oberkiefer ist ein hilfreiches Merkmal, er erleichtert das Aufnehmen von Beutetieren. Jedoch weisen auch andere Fischfamilien ähnliche Anpassungen auf – Konvergenz ist in der Evolution keine Seltenheit.

Daher müssen wir über die oberflächlichen Merkmale hinausgehen. Ein genauerer Blick auf die Skelettstruktur liefert uns wesentlich robustere Unterscheidungsmerkmale:

  • Drei bis vier Rückenflossen: Die Anzahl und Anordnung der Rückenflossen ist ein entscheidendes Merkmal. Diese sind meist langgestreckt und verleihen den Dorschartigen ihre charakteristische Silhouette.

  • Eine oder zwei Afterflossen: Ähnlich wie bei den Rückenflossen ist die Anzahl und Form der Afterflossen ein wichtiges taxonomisches Kriterium.

  • Isospondyle Wirbelsäule: Die Wirbelsäule der Dorschartigen ist durch eine sogenannte isospondyle Struktur gekennzeichnet, was bedeutet, dass die Wirbelkörper in etwa gleich groß sind. Dies unterscheidet sie deutlich von vielen anderen Fischgruppen.

  • Cycloide Schuppen: Die Haut der Dorschartigen ist meist mit kleinen, cycloiden Schuppen bedeckt. Diese runden, überlappenden Schuppen sind ein weiteres wichtiges morphologisches Merkmal.

Die erwähnte Seitenlinie, die dunkle Marmorierung und die fast gerade Schwanzflosse sind zwar häufig anzutreffende Merkmale, jedoch nicht konstant über alle Arten hinweg und daher weniger verlässlich für eine eindeutige Bestimmung. Sie stellen eher Anpassungen an bestimmte Lebensräume und Ernährungsstrategien dar.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Während der Bartfaden und der vorstehende Oberkiefer hilfreiche Hinweise liefern, definieren die Anzahl und Anordnung der Flossen, die Isospondyle Wirbelsäule und die cycloiden Schuppen die Dorschartigen als phylogenetische Gruppe. Es sind diese komplexeren anatomischen Merkmale, die eine zuverlässige Bestimmung ermöglichen und das wahre Geheimnis der Dorschartigen offenbaren. Die oberflächlichen Merkmale hingegen sind oft konvergent entstanden und können daher irreführend sein.