Wo verdienen Fluggesellschaften das meiste Geld?

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Die Insolvenz von Germania zeigt deutlich, dass der Ticketpreis nicht der einzige Gewinnbringer für Fluggesellschaften ist. Neben Ticketverkäufen generieren Airlines erhebliche Einnahmen durch Gepäckgebühren, Zusatzleistungen wie Sitzplatzreservierungen und Catering sowie durch Codeshare-Abkommen und Frachttransporte.
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Jenseits des Ticketpreises: Wo Fluggesellschaften wirklich ihr Geld verdienen

Die Insolvenz von Germania im Jahr 2019 hat deutlich gemacht: Der Ticketverkauf allein ist kein Garant für den Erfolg einer Fluggesellschaft. Während der Preis für ein Flugticket vordergründig im Fokus steht, generieren Airlines einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen aus einer Vielzahl anderer Quellen. Ein profitables Geschäftsmodell im Luftverkehr basiert auf einer ausgeklügelten Strategie der Diversifizierung von Einnahmequellen. Wo also verdienen Fluggesellschaften tatsächlich das meiste Geld?

Ancillary Revenue – Die goldene Ader der Low-Cost-Carrier und darüber hinaus:

Der Begriff “Ancillary Revenue” beschreibt zusätzliche Einnahmen, die über den eigentlichen Ticketpreis hinaus generiert werden. Dieser Bereich hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen und stellt für viele Airlines, insbesondere Low-Cost-Carrier, einen zentralen Bestandteil ihrer Profitabilität dar. Hierzu zählen:

  • Gepäckgebühren: Die wohl bekannteste und umstrittenste Quelle zusätzlicher Einnahmen. Das strategische Limitieren des im Ticketpreis enthaltenen Gepäcks und die Einführung von Gebühren für Übergepäck, Sondergepäck (z.B. Sportgeräte) und Handgepäck generieren beträchtliche Summen. Die Höhe der Gebühren variiert stark je nach Airline und Strecke.

  • Sitzplatzreservierung: Die Möglichkeit, einen bevorzugten Sitzplatz (z.B. am Notausgang oder mit mehr Beinfreiheit) gegen Aufpreis zu buchen, ist ein weiterer wichtiger Umsatzträger. Besonders auf Langstreckenflügen ist dieser Service beliebt und entsprechend profitabel.

  • Catering und Bordverpflegung: Der Verkauf von Snacks, Getränken und warmen Mahlzeiten an Bord ist ein klassisches Beispiel für Ancillary Revenue. Die Margen sind hier oft hoch, da die Kosten für die Bereitstellung der Produkte relativ gering sind.

  • Zusatzleistungen: Diese Kategorie umfasst ein breites Spektrum an Optionen, wie z.B. Upgrade auf eine höhere Reiseklasse, Vorzugsbehandlung beim Boarding, Zusatzgepäck, WLAN-Nutzung an Bord und die Buchung von Reiseversicherungen.

Weitere wichtige Einnahmequellen:

Neben dem Ancillary Revenue spielen folgende Faktoren eine entscheidende Rolle für die Rentabilität von Fluggesellschaften:

  • Codeshare-Abkommen: Durch Kooperationen mit anderen Airlines teilen sich Fluggesellschaften Fluggäste und Ressourcen. Dies ermöglicht eine bessere Auslastung der Flugzeuge und reduziert die Kosten.

  • Frachttransporte: Der Transport von Gütern in den Frachträumen der Flugzeuge ist eine bedeutende Einnahmequelle, besonders für Airlines mit großen Frachtflugzeugen. Die Nachfrage nach schnellen und zuverlässigen Luftfrachtdiensten ist hoch, insbesondere in globalen Lieferketten.

  • Flugzeugleasing und -verkauf: Einige Airlines erzielen Einnahmen durch das Leasing oder den Verkauf von Flugzeugen. Dieser Bereich ist jedoch eher langfristig ausgerichtet und weniger ein kurzfristiger Gewinnfaktor.

Fazit:

Die Profitabilität einer Fluggesellschaft hängt nicht allein vom Ticketpreis ab. Ein nachhaltiges Geschäftsmodell erfordert eine diversifizierte Einnahmenstrategie, die Ancillary Revenue, Codeshare-Abkommen und gegebenenfalls Frachttransporte effektiv nutzt. Die zunehmende Bedeutung von Ancillary Revenue zeigt deutlich, dass die Airlines sich immer stärker auf die Bedürfnisse des individuellen Kunden und die Optimierung ihres Service-Portfolios konzentrieren. Die Herausforderung liegt darin, die Balance zwischen den zusätzlichen Einnahmen und der Kundenzufriedenheit zu finden. Ein zu aggressives Vorgehen bei den Zusatzkosten kann zu Kundenverlusten und einem negativen Image führen.