Hat man im Liegen einen höheren Blutdruck?

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Beim Blutdruckmessen ist die Körperhaltung entscheidend. Im Liegen ist der systolische Blutdruck erhöht, da das Herz sich näher an der Messstelle befindet. Um genaue Ergebnisse zu erzielen, sollte man im Sitzen messen oder im Liegen ein Kissen unter den Oberarm legen, damit Herz und Messpunkt auf gleicher Höhe sind.

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Liegen und Blutdruck: Ein komplexes Verhältnis

Die Aussage „Im Liegen hat man einen höheren Blutdruck“ ist eine Vereinfachung und bedarf einer differenzierteren Betrachtung. Während es stimmt, dass die Körperhaltung den gemessenen Blutdruck beeinflusst, ist die Aussage über einen generell höheren Blutdruck im Liegen nicht uneingeschränkt korrekt. Es kommt vielmehr auf die Messmethode, den Zeitpunkt der Messung und individuelle Faktoren an.

Der Blutdruck, bestehend aus dem systolischen (oberer Wert) und diastolischen (unterer Wert) Druck, wird durch die Kraft des Herzens bestimmt, das Blut durch die Arterien zu pumpen. Die Position des Körpers beeinflusst die hydrostatische Druckverteilung im Kreislaufsystem. Im Stehen wirkt die Erdanziehungskraft auf das Blut, welches sich in den Beinen sammelt. Dies führt zu einem niedrigeren Blutdruck im Oberkörper, verglichen mit der liegenden Position.

Warum der systolische Blutdruck im Liegen oft höher erscheint:

Wenn man im Liegen den Blutdruck misst, befindet sich das Herz näher an der Messstelle am Oberarm. Das bedeutet, die Gravitationskraft hat einen geringeren Einfluss auf die Blutdrucksäule. Dieser Effekt führt zu einem erhöhten systolischen Blutdruck, da das Herz weniger Kraft aufwenden muss, um das Blut zum Messpunkt zu pumpen. Dieser Unterschied kann einige Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) betragen.

Warum die Aussage nicht uneingeschränkt gilt:

Wichtig ist zu beachten, dass dieser Effekt primär den systolischen Blutdruck betrifft. Der diastolische Blutdruck kann im Liegen sogar leicht niedriger sein. Die Gesamtaussage über einen “höheren Blutdruck” ist daher ungenau. Zudem spielen weitere Faktoren eine Rolle:

  • Individuelle Variabilität: Der Einfluss der Körperhaltung auf den Blutdruck variiert von Person zu Person. Gesundheitszustand, Alter, Medikamente und Flüssigkeitshaushalt beeinflussen die Blutdruckreaktionen.
  • Zeitpunkt der Messung: Der Blutdruck schwankt im Tagesverlauf. Messungen zu unterschiedlichen Zeiten liefern unterschiedliche Ergebnisse, unabhängig von der Körperhaltung.
  • Messmethode: Die Genauigkeit der Messung hängt von der korrekten Durchführung ab. Ein falsch angelegter Blutdruckmessgerät kann zu fehlerhaften Ergebnissen führen.
  • Orthostatische Hypotonie: Bei manchen Personen kann der Übergang vom Liegen zum Stehen zu einem deutlichen Blutdruckabfall führen (orthostatische Hypotonie). In solchen Fällen ist der Blutdruck im Liegen höher als im Stehen, aber das liegt an einer medizinischen Bedingung, nicht nur an der Körperhaltung selbst.

Korrekte Blutdruckmessung:

Um zuverlässige Blutdruckwerte zu erhalten, sollte die Messung idealerweise im Sitzen durchgeführt werden, wobei die Arme auf Herzhöhe liegen. Sollten Messungen im Liegen notwendig sein, ist es ratsam, ein Kissen unter dem Oberarm zu platzieren, um Herz und Messstelle auf gleicher Höhe zu bringen. Nur so können vergleichbare und aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Während die Körperhaltung den gemessenen Blutdruck beeinflusst, insbesondere den systolischen, ist die Aussage über einen generell höheren Blutdruck im Liegen eine Vereinfachung. Eine korrekte Messtechnik und die Berücksichtigung individueller Faktoren sind für eine präzise Beurteilung des Blutdrucks entscheidend.