Ist 90 ein hohes Alter?

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Ab 90 Jahren zählt man zu den Höchstbetagten, während das vierte Lebensalter, die Langlebigkeit, mit 100 Jahren beginnt. Die Gerontologie unterscheidet zwischen jungem Alter und dem hohen Alter ab 90.

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Ist 90 ein hohes Alter? Eine differenzierte Betrachtung des Lebens im neunten Lebensjahrzehnt.

Die Frage, ob 90 ein hohes Alter ist, scheint auf den ersten Blick trivial. Rein chronologisch betrachtet, ist ein Mensch mit 90 Jahren zweifellos alt. Doch eine differenziertere Auseinandersetzung mit der Thematik offenbart, dass “Alter” weit mehr ist als eine bloße Zahl.

Während die moderne Gerontologie das Alter in verschiedene Phasen unterteilt, wobei die Zeit ab 90 Jahren als “Höchstalter” und ab 100 Jahren als “Langlebigkeit” gilt, greift diese Einteilung allein zu kurz. Sie vernachlässigt die immense Bandbreite an Erfahrungen, Fähigkeiten und Lebensumständen, die Menschen in diesem Lebensabschnitt prägen.

Die statistische Perspektive:

Statistisch gesehen erreicht nur ein relativ geringer Prozentsatz der Bevölkerung das Alter von 90 Jahren. Die Lebenserwartung steigt zwar kontinuierlich, doch viele Menschen sterben vor diesem Alter an Krankheiten oder den Folgen des natürlichen Alterungsprozesses. Allein die Tatsache, dass man 90 Jahre alt wird, ist also ein Zeichen für eine gewisse Robustheit und Resilienz.

Die individuelle Perspektive:

Viel entscheidender als die reine Zahl ist jedoch die individuelle Lebensqualität. Ein 90-Jähriger kann trotz körperlicher Einschränkungen ein erfülltes Leben führen, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und geistig rege sein. Andere hingegen leiden unter schweren Krankheiten, sind auf Pflege angewiesen und fühlen sich einsam.

Faktoren, die das Erleben des Alters beeinflussen:

  • Gesundheitlicher Zustand: Chronische Krankheiten, Mobilitätseinschränkungen und kognitive Beeinträchtigungen haben einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität im hohen Alter.
  • Soziales Umfeld: Eine intakte Familie, Freundschaften und die Möglichkeit zur sozialen Interaktion tragen maßgeblich zum Wohlbefinden bei.
  • Finanzielle Situation: Ausreichende finanzielle Ressourcen ermöglichen eine adäquate medizinische Versorgung, eine gute Ernährung und die Teilnahme an Freizeitaktivitäten.
  • Geistige Aktivität: Wer im Alter geistig aktiv bleibt, sei es durch Lesen, Lernen oder kreatives Schaffen, hält seinen Geist fit und beugt kognitivem Abbau vor.
  • Persönliche Einstellung: Eine positive Lebenseinstellung, Dankbarkeit und die Fähigkeit, sich an veränderte Lebensumstände anzupassen, sind entscheidend für ein erfülltes Leben im Alter.

Fazit:

Die Frage, ob 90 ein hohes Alter ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es ist ein Alter, das statistisch gesehen nicht von jedem erreicht wird und somit eine gewisse Besonderheit darstellt. Ob dieses Alter jedoch als “hoch” im Sinne von “einschränkend” oder “belastend” empfunden wird, hängt stark von den individuellen Lebensumständen und der persönlichen Einstellung ab.

Anstatt das Alter lediglich als eine Zahl zu betrachten, sollten wir den Fokus auf die Lebensqualität, die individuellen Fähigkeiten und die Möglichkeiten legen, die auch im hohen Alter noch existieren. Nur so können wir ein differenziertes und respektvolles Bild des Lebens im neunten Lebensjahrzehnt zeichnen. Die Gerontologie kann hier wichtige Erkenntnisse liefern, um das Leben im hohen Alter bestmöglich zu gestalten und zu unterstützen. Die Herausforderung besteht darin, die Autonomie und Selbstbestimmung älterer Menschen zu fördern und ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.