Kann ein Auge zweimal gelasert werden?

Kann ein Auge zweimal gelasert werden? Eine zweite Chance für scharfes Sehen?

Die Laser-Augenchirurgie hat in den letzten Jahrzehnten Millionen Menschen geholfen, ihre Sehschwäche zu korrigieren und auf Brille oder Kontaktlinsen zu verzichten. Doch was passiert, wenn die anfängliche Korrektur nicht perfekt ist oder sich die Sehkraft im Laufe der Zeit wieder verändert? Kann man das Auge dann erneut lasern lassen? Die Antwort ist differenziert und hängt von einer Reihe von Faktoren ab.

Grundsätzlich ja, aber…

Ja, eine zweite Laserbehandlung, oft als “Enhancement” bezeichnet, ist prinzipiell möglich. Allerdings ist sie nicht für jeden Patienten geeignet. Die Eignung für einen erneuten Eingriff hängt im Wesentlichen von diesen Aspekten ab:

• Hornhautdicke: Dies ist der entscheidende Faktor. Bei der LASIK-Methode wird ein Hornhautflap erzeugt und Gewebe unterhalb des Flaps abgetragen. Die Hornhaut muss nach der ersten Behandlung noch ausreichend dick sein, um eine weitere Gewebeabtragung zu erlauben, ohne die strukturelle Integrität des Auges zu gefährden. Ist die Hornhaut zu dünn, besteht das Risiko von Komplikationen wie Keratokonus (eine Ausdünnung und Verformung der Hornhaut).

• Ausmaß der Restfehlsichtigkeit: Ist die verbleibende Sehschwäche gering, wird der Nutzen einer erneuten Behandlung sorgfältig gegen die potenziellen Risiken abgewogen.

• Zustand des Auges nach der ersten Behandlung: Liegen Komplikationen wie trockene Augen, Narbenbildung oder eine unregelmäßige Hornhautoberfläche vor, kann dies die Eignung für eine zweite Behandlung beeinträchtigen.

• Zeit seit der ersten Behandlung: In der Regel wartet man nach der ersten Behandlung eine gewisse Zeit, um die Stabilität der Sehkorrektur zu beurteilen, bevor man eine erneute Behandlung in Betracht zieht.

• Gesundheitszustand des Auges im Allgemeinen: Vorbestehende Augenerkrankungen wie Glaukom oder Katarakt können die Eignung für eine erneute Laserbehandlung beeinflussen.

Welche Methoden kommen in Frage?

Je nach individueller Situation können verschiedene Laserverfahren für eine Zweitbehandlung in Frage kommen:

• LASIK Enhancement: Wenn bei der ersten Behandlung LASIK angewendet wurde und noch ausreichend Hornhaut vorhanden ist, kann der bestehende Flap vorsichtig angehoben und weiteres Gewebe abgetragen werden.

• PRK/LASEK: Diese Oberflächenbehandlungen können eine Option sein, wenn die Hornhaut für LASIK nicht mehr ausreichend dick ist. Hierbei wird die oberste Hornhautschicht (Epithel) entfernt oder beiseitegeschoben und das darunterliegende Gewebe direkt abgetragen.

• SMILE: Auch wenn SMILE bei der ersten Behandlung angewendet wurde, kann eine nachfolgende Korrektur durch PRK oder LASEK erfolgen, um die verbleibende Fehlsichtigkeit zu korrigieren.

Die Bedeutung einer gründlichen Voruntersuchung und Beratung:

Vor jeder erneuten Laserbehandlung ist eine umfassende Voruntersuchung durch einen erfahrenen Augenchirurgen unerlässlich. Diese Untersuchung umfasst unter anderem:

• Messung der Hornhautdicke (Pachymetrie)
• Topographie der Hornhaut (Vermessung der Hornhautoberfläche)
• Bestimmung der Sehschärfe und Refraktion
• Untersuchung des Augenhintergrundes

Basierend auf den Ergebnissen dieser Untersuchung kann der Arzt beurteilen, ob eine erneute Laserbehandlung sinnvoll und sicher ist.

Fazit:

Ob ein Auge zweimal gelasert werden kann, hängt von einer Vielzahl individueller Faktoren ab. Eine gründliche Voruntersuchung und ein offenes Gespräch mit einem erfahrenen Augenchirurgen sind entscheidend, um die Eignung für eine Zweitbehandlung zu beurteilen und die bestmögliche Option für ein scharfes und gesundes Sehen zu wählen. Die Wiederholung des Eingriffs ist also möglich, aber keine Selbstverständlichkeit und erfordert eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken. Lassen Sie sich umfassend beraten, um die richtige Entscheidung für Ihre Augengesundheit zu treffen.