Wann darf man keine stabile Seitenlage machen?

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Die stabile Seitenlage ist kontraindiziert bei Atemstillstand. In diesem Fall ist umgehend mit Herz-Lungen-Wiederbelebung zu beginnen. Eine stabile Seitenlage verhindert dann nicht, sondern behindert möglicherweise lebensrettende Maßnahmen. Der Fokus liegt auf der Wiederbelebung.

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Wann ist die stabile Seitenlage kontraindiziert? Ein kritischer Blick auf die Grenzen einer wichtigen Erste-Hilfe-Maßnahme

Die stabile Seitenlage, eine grundlegende Maßnahme der Ersten Hilfe, dient dazu, Bewusstlose in eine sichere Position zu bringen und das Erbrechen oder den vermehrten Speichelfluss zu verhindern. Sie ist ein wertvolles Werkzeug, um Atemwege frei zu halten und Erstickungsgefahr zu minimieren. Doch wie jede medizinische Handlung hat auch die stabile Seitenlage ihre Grenzen und Kontraindikationen. Es gibt Situationen, in denen sie nicht nur keinen Nutzen bringt, sondern sogar schädlich sein kann. Ein kritisches Verständnis dieser Grenzen ist essentiell für Ersthelfer.

Der bereits erwähnte Atemstillstand ist die wohl wichtigste Kontraindikation. Während bei einem Bewusstlosen mit normaler Atmung die stabile Seitenlage die Atmung unterstützt, ist sie bei einem Atemstillstand kontraproduktiv. Hier steht die Herzdruckmassage und Beatmung im Vordergrund. Die stabile Seitenlage behindert den ungehinderten Zugang zum Brustkorb und erschwert die Durchführung der lebensrettenden Maßnahmen erheblich. Zeit ist in diesem Fall lebensentscheidend, und jede Sekunde, die mit dem Anlegen der stabilen Seitenlage verloren geht, kann fatale Folgen haben. Der Fokus muss uneingeschränkt auf der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) liegen.

Neben dem Atemstillstand gibt es weitere Situationen, die die Anwendung der stabilen Seitenlage zumindest fragwürdig machen:

  • Verdacht auf Wirbelsäulenverletzung: Bei einem Verdacht auf Verletzungen der Halswirbelsäule oder der Wirbelsäule im Allgemeinen sollte die stabile Seitenlage nur von geschultem Personal durchgeführt werden. Falsches Anlegen kann die Verletzung verschlimmern. Hier gilt die “Schonhaltung” als oberste Priorität. Der Verletzte sollte so wenig wie möglich bewegt werden, bis professionelle Hilfe eintrifft.

  • Schwere Atemnot (Dyspnoe): Bei Patienten mit schwerer Atemnot kann die stabile Seitenlage die Atmung zusätzlich behindern, da die Positionierung die Lungenfunktion beeinträchtigen kann. Hier ist es wichtiger, den Patienten in einer für ihn möglichst komfortablen Position zu belassen und die Atmung zu überwachen.

  • Massive Blutungen: Während die stabile Seitenlage bei leichten Blutungen hilfreich sein kann, um den Blutverlust zu kontrollieren, kann sie bei massiven Blutungen die Versorgung der Wunde erschweren. Priorität hat hier die Blutstillung.

  • Unklarer Krankheitszustand: Wenn die Ursache des Bewusstseinsverlustes unklar ist und der Patient beispielsweise unter Krampfanfällen leidet, ist Vorsicht geboten. Die stabile Seitenlage kann in solchen Fällen die Situation verschlimmern und sollte erst nach Beendigung der Anfälle oder nach ärztlicher Beurteilung in Betracht gezogen werden.

Fazit: Die stabile Seitenlage ist ein wichtiges Erste-Hilfe-Manöver, doch sie ist kein Allheilmittel und nicht in jeder Situation anwendbar. Die Kenntnis der Kontraindikationen und die Fähigkeit, die richtige Vorgehensweise in Notfallsituationen zu erkennen, sind essentiell für Ersthelfer. Im Zweifel sollte man sich auf die Überwachung der Vitalfunktionen konzentrieren und auf professionelle Hilfe warten. Eine falsche Anwendung der stabilen Seitenlage kann schlimmer sein als ihre Unterlassung.