Wann ist der Alkohol komplett aus dem Körper raus?

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Der Körper baut Alkohol mit einer konstanten Geschwindigkeit von etwa 0,1 g pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde ab. Diese lineare Abbaukurve ist unabhängig vom Konsumvolumen. Ein 80-kg-Mann verarbeitet somit etwa die Alkoholmenge eines kleinen Bieres pro Stunde. Die vollständige Ausscheidung hängt daher stark vom individuellen Konsum ab.
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Wann ist der Alkohol wirklich raus? Ein Mythos und die Realität

Der Spruch “Ein Bierchen schadet nicht” geistert durch unsere Gesellschaft. Doch wann ist der Alkohol tatsächlich aus unserem Körper verschwunden? Die Antwort ist komplexer als ein einfacher Blick auf den Promillewert vermuten lässt. Denn es geht nicht nur um die Blutalkoholkonzentration (BAK), die mit einem Atemtest oder Blutprobe gemessen wird, sondern auch um die vollständige Metabolisierung des Alkohols und die Ausscheidung seiner Abbauprodukte.

Der weitverbreitete Glaube, der Körper baue Alkohol mit einer konstanten Geschwindigkeit ab, ist eine Vereinfachung. Während die metabolische Abbaugeschwindigkeit – also die Geschwindigkeit, mit der die Leber Alkohol zu Acetaldehyd und weiter zu Essigsäure umwandelt – relativ konstant ist und tatsächlich bei etwa 0,1 g pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde liegt, beeinflusst eine Vielzahl von Faktoren die gesamte Ausscheidungszeit.

Diese Faktoren sind individuell sehr unterschiedlich und umfassen:

  • Geschlecht: Frauen bauen Alkohol im Allgemeinen langsamer ab als Männer, da sie einen geringeren Anteil an Wasser im Körper haben und die Leberenzyme teilweise anders aktiv sind.
  • Körpergewicht: Ein schwererer Mensch hat ein größeres Verteilungsvolumen für den Alkohol, was zu einer niedrigeren BAK führt, der Abbauprozess selbst ist aber proportional zum Körpergewicht.
  • Körperfettanteil: Alkohol verteilt sich hauptsächlich im Wasseranteil des Körpers. Ein höherer Körperfettanteil bedeutet also einen geringeren Wasseranteil und somit eine höhere Alkoholkonzentration im Blut.
  • Leberfunktion: Eine geschädigte Leber baut Alkohol langsamer ab. Vorerkrankungen der Leber können die Ausscheidungszeit deutlich verlängern.
  • Medikamenteneinnahme: Viele Medikamente können die Leberfunktion beeinflussen und somit die Alkoholverarbeitung stören.
  • Alkoholart: Obwohl die Abbaugeschwindigkeit des reinen Ethanols relativ konstant ist, können Begleitstoffe in verschiedenen alkoholischen Getränken den Abbauprozess beeinflussen.
  • Nahrungsaufnahme: Eine volle Magenzusammensetzung verlangsamt die Aufnahme von Alkohol ins Blut und kann somit den Abbauprozess indirekt beeinflussen.

Ein 80 kg schwerer Mann, der ein kleines Bier trinkt (ca. 12 g Alkohol), baut diesen theoretisch in etwa zwei Stunden ab (12g / 0,1g/kg/h / 80kg ≈ 1,5h). Jedoch bedeutet dies nicht, dass nach zwei Stunden kein Alkohol mehr im Körper nachweisbar ist. Die Ausscheidung der Abbauprodukte, insbesondere von Acetaldehyd, dauert länger. Auch Spuren von Alkohol können noch Stunden oder sogar Tage nach dem Konsum im Urin oder im Haar nachweisbar sein, wobei dies stark von der Menge des konsumierten Alkohols und den individuellen Faktoren abhängt.

Fazit: Es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage, wann der Alkohol komplett aus dem Körper ist. Die BAK sinkt zwar linear, aber die vollständige Metabolisierung und Ausscheidung aller Spuren dauert deutlich länger und ist stark von individuellen Faktoren abhängig. Vorsicht und Maßhalten beim Alkoholkonsum bleiben daher unerlässlich. Ein “alkoholfreier” Zustand nach dem letzten Schluck impliziert nicht automatisch ein vollständiges Verschwinden aller Alkoholkonsum-Spuren aus dem Körper.