Wann sollte man Ringer-Laktat Lösung und wann normale Kochsalzlösung verwenden?

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Im Schockraum konkurrieren Ringer-Laktat und 0,9% NaCl um die Vorherrschaft. Während beide Lösungen ähnlich effektiv in der Volumentherapie sind, punktet Ringer-Laktat bei hämorrhagischem Schock durch seine puffernde Wirkung gegen Azidose und Vermeidung von Hyperchlorämie. Bei Schädel-Hirn-Trauma hingegen behält NaCl aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften die Oberhand.

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Im Schockraum zählt jede Sekunde, und die Wahl der richtigen Infusionslösung kann über Leben und Tod entscheiden. Ringer-Laktat und 0,9%ige Kochsalzlösung (NaCl) sind die beiden häufigsten Lösungen zur Volumentherapie, doch ihre Anwendung unterscheidet sich je nach zugrundeliegender Erkrankung. Während beide Lösungen effektiv das intravasale Volumen wiederherstellen, zeigen sich bei genauerer Betrachtung entscheidende Unterschiede, die die Wahl beeinflussen.

Ringer-Laktat: Der Puffer gegen Azidose

Ringer-Laktat enthält neben Natrium und Chlorid auch Laktat, Kalium und Kalzium. Das Laktat wird in der Leber zu Bikarbonat metabolisiert, welches eine puffernde Wirkung gegen metabolische Azidose hat. Gerade beim hämorrhagischen Schock, der oft mit einer Laktat-Azidose einhergeht, bietet Ringer-Laktat einen entscheidenden Vorteil. Durch die Korrektur der Azidose verbessert sich die Myokardfunktion und die Gewebsoxygenierung. Zusätzlich beugt Ringer-Laktat der Entwicklung einer Hyperchlorämie vor, die bei der alleinigen Gabe von 0,9%iger NaCl auftreten kann. Hyperchlorämie kann zu einer Abnahme der Nierenfunktion und einer Verschlechterung der Mikrozirkulation führen.

Kochsalzlösung: Die Wahl beim Schädel-Hirn-Trauma

Bei Schädel-Hirn-Trauma (SHT) hingegen ist 0,9%ige NaCl die bevorzugte Lösung. Ringer-Laktat kann im Zusammenhang mit SHT den intrakraniellen Druck erhöhen und somit die neurologische Situation des Patienten verschlechtern. Die im Ringer-Laktat enthaltenen Elektrolyte, insbesondere Kalium, können bei gestörter Blut-Hirn-Schranke zu einer zentralnervösen Reizung führen. NaCl ist in dieser Situation isoton und führt seltener zu einer Verschlechterung des Hirnödems. Weiterhin ist NaCl bei Verdacht auf Hyponatriämie, die im Zusammenhang mit SHT auftreten kann, die sicherere Wahl.

Individuelle Abwägung im klinischen Alltag

Die Entscheidung zwischen Ringer-Laktat und 0,9%iger NaCl muss immer individuell getroffen werden und hängt von der klinischen Situation des Patienten ab. Neben der Art des Schocks spielen auch Komorbiditäten, vorbestehende Elektrolytstörungen und das Monitoring eine entscheidende Rolle. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz ist beispielsweise die Gabe von Kalium im Ringer-Laktat mit Vorsicht zu genießen. Die regelmäßige Kontrolle der Blutgasanalyse und der Elektrolyte ist essenziell, um die Wirksamkeit der gewählten Therapie zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Zusammenfassend: Ringer-Laktat ist die bevorzugte Lösung beim hämorrhagischen Schock aufgrund seiner puffernden Wirkung gegen Azidose und der Vermeidung von Hyperchlorämie. Bei Schädel-Hirn-Trauma hingegen ist 0,9%ige NaCl die Lösung der Wahl, um den intrakraniellen Druck nicht zusätzlich zu erhöhen. Die Entscheidung muss stets individuell und unter Berücksichtigung der gesamten klinischen Situation des Patienten getroffen werden.