Warum fühlt man sich nach Alkohol mental schlecht?

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Der Alkoholentzug stört das fein austarierte Zusammenspiel der Neurotransmitter. Glutamatmangel führt zu mentaler Trägheit, während ein Überschuss an Stresshormonen und Dopamin zu emotionaler Instabilität und Stimmungsschwankungen beiträgt. Die Folge: Ein diffuser, unangenehmer Zustand.

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Der mentale Kater: Warum uns Alkohol auch nach dem Rausch schlecht fühlen lässt

Der berüchtigte Kater nach einer durchzechten Nacht ist mehr als nur Kopfschmerzen und Übelkeit. Viele Betroffene leiden auch unter einem diffusen, mentalen Unwohlsein: Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit – die Liste der Symptome ist lang und individuell unterschiedlich ausgeprägt. Aber warum fühlen wir uns nach dem Alkoholkonsum mental so schlecht? Die Antwort liegt in der komplexen Wechselwirkung von Alkohol mit unserem Gehirn und insbesondere mit unserem Neurotransmittersystem.

Der Alkohol selbst ist ein neuroaktives Gift, das das fein austarierte Zusammenspiel der Botenstoffe im Gehirn empfindlich stört. Während des Konsums wirkt er zunächst anregend, indem er die Aktivität von GABA, einem inhibitorischen Neurotransmitter, verstärkt. Dieser Effekt führt zu Entspannung und Euphorie. Gleichzeitig hemmt Alkohol die Wirkung von Glutamat, einem exzitatorischen Neurotransmitter, der für Lernprozesse, Gedächtnis und die kognitive Leistungsfähigkeit essentiell ist.

Der eigentliche Problem beginnt jedoch mit dem Abbau des Alkohols. Der Körper versucht, den “Eindringling” so schnell wie möglich zu eliminieren, was zu einem drastischen Ungleichgewicht im Neurotransmittersystem führt. Der zunächst gedämpfte Glutamatspiegel sinkt während des Abbaus weiter ab, was zu einer deutlichen Unterversorgung der Nervenzellen mit diesem wichtigen Botenstoff führt. Die Folge: Mentale Trägheit, Konzentrationsschwierigkeiten, verminderte Reaktionsfähigkeit und ein generelles Gefühl der geistigen Benommenheit. Man fühlt sich einfach “nicht im Kopf”.

Parallel dazu kommt es zu einem Überschuss an Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin. Der Körper reagiert auf den toxischen Einfluss des Alkohols mit einer Stressreaktion, die sich in innerer Unruhe, Nervosität und Angst äußern kann. Hinzu kommt ein komplexer Einfluss auf das Dopaminsystem. Während Alkohol zunächst einen Dopaminausstoß auslöst, was für das Gefühl der Belohnung und Euphorie verantwortlich ist, führt der Abbau zu einem Dopaminmangel. Dieser Mangel kann zu depressiven Verstimmungen, Antriebslosigkeit und Stimmungsschwankungen beitragen.

Die Kombination aus Glutamatmangel, einem Überschuss an Stresshormonen und einem Dopaminungleichgewicht resultiert in einem komplexen und unangenehmen mentalen Zustand. Die Intensität dieses “mentalen Katers” hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Menge des konsumierten Alkohols, der individuellen Veranlagung und dem allgemeinen Gesundheitszustand. Chronischer Alkoholkonsum verstärkt diese Effekte langfristig und kann zu schweren neurologischen Schäden führen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der mentale Kater nicht nur eine lästige Nebenwirkung von Alkoholkonsum ist, sondern ein direktes Resultat der toxischen Wirkung von Alkohol auf das Gehirn und sein komplexes Neurotransmittersystem. Die Störung des empfindlichen Gleichgewichts dieser Botenstoffe führt zu den vielfältigen mentalen Beeinträchtigungen, die uns nach dem Genuss alkoholischer Getränke plagen. Ein bewussterer Umgang mit Alkohol ist daher nicht nur für die körperliche, sondern auch für die geistige Gesundheit unerlässlich.