Warum ist der Blutdruck beim zweiten Mal messen niedriger?

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Nach der ersten Messung befindet sich der Körper oft in einer entspannteren Verfassung. Während der anschließenden diastolischen Phase des Herzschlags, wenn sich das Herzmuskelgewebe wieder entspannt, wird weniger Blut in die Arterien gepumpt. Dies führt typischerweise zu einem niedrigeren Blutdruckwert im Vergleich zur systolischen Phase, in der das Herz kontrahiert.

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Warum der zweite Blutdruckwert oft niedriger ist: Eine Frage der Entspannung und des Messprozesses

Wer seinen Blutdruck regelmäßig misst, kennt das Phänomen: Der erste Wert ist oft höher als der zweite oder gar dritte. Viele fragen sich dann, ob die erste Messung überhaupt korrekt war. Die Antwort ist meist: Ja, aber es gibt gute Gründe für diese Unterschiede. Der niedrigere Wert bei der zweiten Messung ist in den meisten Fällen kein Grund zur Sorge, sondern spiegelt vielmehr physiologische Prozesse und die Umstände der Messung wider.

Der Einfluss der Aufregung und des “Weißkittel-Effekts”:

Einer der Hauptgründe für einen erhöhten Blutdruck bei der ersten Messung ist die Aufregung, die oft mit der Situation selbst verbunden ist. Man ist sich bewusst, dass man seinen Blutdruck misst, vielleicht sogar etwas nervös, ob der Wert im Normbereich liegt. Diese Aufregung aktiviert das sympathische Nervensystem, das Stresshormone wie Adrenalin ausschüttet. Diese Hormone bewirken eine Verengung der Blutgefäße und eine Erhöhung der Herzfrequenz, was wiederum den Blutdruck in die Höhe treibt. Dieses Phänomen wird auch als “Weißkittel-Effekt” bezeichnet, da es besonders häufig auftritt, wenn der Blutdruck in der Arztpraxis gemessen wird.

Der Körper entspannt sich:

Nach der ersten Messung hat der Körper die Möglichkeit, sich zu entspannen. Die anfängliche Anspannung lässt nach, die Herzfrequenz sinkt, und die Blutgefäße weiten sich leicht. Dies führt dazu, dass der Blutdruck bei den nachfolgenden Messungen tendenziell niedriger ist.

Der Messprozess selbst:

Auch der Messprozess selbst kann eine Rolle spielen. Die erste Messung kann durch unbewusste Anspannung oder eine nicht optimale Haltung beeinflusst werden. Nach der ersten Messung ist man sich des Ablaufs bewusster und kann bewusster auf eine entspannte Haltung und Atmung achten.

Diastolischer und Systolischer Druck: Ein kurzes Verständnis:

Die Erklärung in der Frage, die auf die diastolische Phase verweist, ist zwar im Prinzip richtig, aber vielleicht etwas missverständlich für den Laien. Der Blutdruck wird immer in zwei Werten angegeben:

  • Systolischer Blutdruck: Der Wert, der entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht und Blut in die Arterien pumpt.
  • Diastolischer Blutdruck: Der Wert, der entsteht, wenn sich das Herz entspannt und wieder mit Blut füllt.

Der Grund, warum der zweite Wert niedriger ist, liegt also nicht primär an der diastolischen Phase selbst, sondern an der Gesamtentspannung des Körpers, die sich dann auf beide Werte auswirkt.

Was tun, um verlässliche Werte zu erhalten?

Um möglichst verlässliche Blutdruckwerte zu erhalten, empfiehlt es sich:

  • Ruhe bewahren: Vor der Messung einige Minuten ruhig sitzen und entspannen.
  • Korrekte Haltung: Auf eine korrekte Haltung achten (beide Füße flach auf dem Boden, Rücken angelehnt, Arm in Herzhöhe).
  • Mehrere Messungen: Mehrere Messungen im Abstand von 1-2 Minuten durchführen und den Durchschnittswert notieren (nach der ersten Messung).
  • Regelmäßige Messungen zu Hause: Die Blutdruckmessung zu Hause in gewohnter Umgebung kann den “Weißkittel-Effekt” reduzieren.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Obwohl ein niedrigerer zweiter Messwert in der Regel kein Grund zur Besorgnis ist, sollte man bei folgenden Anzeichen einen Arzt aufsuchen:

  • Konstant hohe Blutdruckwerte: Wenn der Blutdruck trotz mehrerer Messungen und Entspannung weiterhin deutlich erhöht ist.
  • Symptome: Wenn gleichzeitig Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen oder Brustschmerzen auftreten.
  • Ungewöhnliche Schwankungen: Wenn der Blutdruck sehr stark schwankt.

Fazit:

Der niedrigere Blutdruckwert bei der zweiten Messung ist in den meisten Fällen auf die Entspannung des Körpers und die Reduzierung von Aufregung zurückzuführen. Es ist wichtig, auf eine korrekte Messung zu achten und mehrere Messungen durchzuführen, um verlässliche Werte zu erhalten. Bei anhaltend hohen Werten oder begleitenden Symptomen sollte jedoch ein Arzt konsultiert werden.