Was macht Nikotin mit der Durchblutung?

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Nikotin verengt die Blutgefäße durch die Ausschüttung von Vasopressin, was zu einer reduzierten Durchblutung führt. Dies kann langfristig gesundheitliche Probleme verursachen.
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Nikotin und die Durchblutung: Ein gefährlicher Kreislauf

Nikotin, die Hauptwirkungsstoff im Tabak, ist weit mehr als nur eine Substanz, die süchtig macht. Es greift tief in die komplexen Prozesse des menschlichen Körpers ein, mit weitreichenden und oft gefährlichen Folgen. Ein besonders besorgniserregender Aspekt ist der Einfluss von Nikotin auf die Durchblutung. Im Gegensatz zu verbreiteten Vereinfachungen, die lediglich von einer Verengung der Blutgefäße sprechen, ist der Mechanismus komplexer und die Folgen gravierender.

Es stimmt zwar, dass Nikotin zu einer Vasokonstriktion, also einer Verengung der Blutgefäße, führt. Dies geschieht jedoch nicht allein durch die Ausschüttung von Vasopressin, wie oft vereinfacht dargestellt wird. Vielmehr wirkt Nikotin auf mehreren Ebenen gleichzeitig und beeinflusst verschiedene Systeme:

  • Direkte Wirkung auf die Gefäßmuskulatur: Nikotin stimuliert direkt die α-adrenergen Rezeptoren in den Gefäßwänden. Dies führt zu einer Kontraktion der glatten Muskulatur und damit zur Verengung der Blutgefäße. Der Effekt ist dosisabhängig, d.h. höhere Nikotinkonzentrationen führen zu stärkerer Verengung.

  • Indirekte Wirkung über das sympathische Nervensystem: Nikotin aktiviert das sympathische Nervensystem, das den Körper in einen “Kampf-oder-Flucht”-Zustand versetzt. Dieser Zustand führt zu einer vermehrten Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin, die ebenfalls eine Vasokonstriktion bewirken. Dies verstärkt den direkten Effekt des Nikotins auf die Gefäße.

  • Einfluss auf die Blutgerinnung: Nikotin beeinflusst auch die Blutgerinnung, indem es die Thrombozytenaggregation fördert, also die Verklumpung der Blutplättchen. Dies erhöht das Risiko für die Bildung von Thromben (Blutgerinnseln), die Blutgefäße verstopfen können und zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen führen können.

Die durch Nikotin verursachte reduzierte Durchblutung ist nicht nur ein kurzfristiger Effekt. Langfristig führt die chronische Vasokonstriktion zu einer Schädigung der Gefäßwände. Dies begünstigt die Entstehung von Arteriosklerose (Arterienverkalkung), die wiederum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöht. Betroffen sind nicht nur die Herzkranzgefäße, sondern auch die Gefäße in den Extremitäten, was zu Durchblutungsstörungen in Händen und Füßen führen kann (periphere arterielle Verschlusskrankheit, PAVK).

Zusätzlich beeinträchtigt die Nikotin-induzierte Verengung der Blutgefäße die Versorgung der Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen. Dies kann sich auf die Funktion verschiedener Organsysteme negativ auswirken und langfristig zu irreversiblen Schäden führen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Nikotin einen komplexen und schädlichen Einfluss auf die Durchblutung hat. Die einfache Aussage, dass Nikotin die Blutgefäße verengt, greift zu kurz. Die vielschichtigen Mechanismen und die langfristigen Folgen unterstreichen die enorme Gefährlichkeit des Nikotinkonsums für die kardiovaskuläre Gesundheit. Eine Raucherentwöhnung ist daher essentiell, um diese Risiken zu minimieren und die Gesundheit langfristig zu schützen.