Was passiert im Gehirn, wenn wir Träumen?

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Im Traumzustand entfaltet das Gehirn eine beeindruckende Aktivität, die den Wachzustand sogar übertreffen kann. Während des REM-Schlafs entstehen neue neuronale Verbindungen, die entscheidend für die Gedächtnisbildung sind. Zudem werden wichtige Hormone wie Serotonin und Dopamin synthetisiert, was die Grundlage für unsere Lernprozesse und unser Erinnerungsvermögen bildet.

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Das nächtliche Feuerwerk im Kopf: Was passiert im Gehirn, wenn wir träumen?

Träume – flüchtige Bilder, bizarre Geschichten und intensive Emotionen, die uns im Schlaf begegnen. Doch was spielt sich während dieser nächtlichen Reisen in unserem Gehirn ab? Es ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen und neurochemischer Prozesse, das weit über das bloße Abspielen von Erinnerungen hinausgeht.

Während wir träumen, insbesondere in der REM-Schlafphase (Rapid Eye Movement), herrscht im Gehirn eine bemerkenswerte Aktivität. Teile des Gehirns, die für logisches Denken, Planung und Selbstkontrolle zuständig sind – wie der präfrontale Kortex – fahren ihre Aktivität herunter. Gleichzeitig werden Bereiche, die mit Emotionen, visueller Verarbeitung und Gedächtnis assoziiert sind – wie die Amygdala, der Hippocampus und der visuelle Kortex – aktiviert. Dieses Ungleichgewicht erklärt die oft irrationalen, emotional aufgeladenen und visuell intensiven Erlebnisse im Traum.

Die REM-Phase ist nicht nur durch schnelle Augenbewegungen gekennzeichnet, sondern auch durch eine intensive neuronale Plastizität. Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass sich die Verbindungen zwischen den Nervenzellen verändern und neue Synapsen gebildet werden. Dieser Prozess ist entscheidend für die Konsolidierung von Erinnerungen. Im Traum werden neu Erlerntes und Erlebtes verarbeitet, unwichtige Informationen aussortiert und wichtige Inhalte im Langzeitgedächtnis verankert.

Neben der Gedächtnisbildung spielt die Hormonproduktion im Traum eine wichtige Rolle. Während des REM-Schlafs werden Neurotransmitter wie Acetylcholin, Serotonin und Noradrenalin in unterschiedlicher Konzentration ausgeschüttet. Acetylcholin fördert die lebhaften Bilder und die schnelle Informationsverarbeitung im Traum. Die Regulation von Serotonin und Noradrenalin trägt zur emotionalen Verarbeitung bei und beeinflusst unsere Stimmung nach dem Erwachen.

Doch warum träumen wir überhaupt? Es gibt verschiedene Theorien, aber keine endgültige Antwort. Möglicherweise dient das Träumen der Verarbeitung emotionaler Erlebnisse, der Simulation von Gefahrensituationen zur Vorbereitung auf reale Herausforderungen oder einfach der neuronalen “Aufräumarbeit”, um unnötige Informationen zu löschen und Platz für Neues zu schaffen.

Die Erforschung der Traumwelt ist noch lange nicht abgeschlossen. Mittels moderner bildgebender Verfahren und neurochemischer Analysen gewinnen Wissenschaftler immer tiefere Einblicke in die komplexen Vorgänge, die sich während des Träumens in unserem Gehirn abspielen. Eines ist jedoch sicher: Träume sind weit mehr als nur flüchtige Bilder – sie sind ein integraler Bestandteil unserer mentalen und emotionalen Gesundheit.