Was sind die Indikationen für intravenöse Flüssigkeitsgaben?

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Intravenöse Flüssigkeitstherapie dient der Stabilisierung von Patienten in kritischen Zuständen. Sie wird eingesetzt, um Volumenmangel rasch auszugleichen, sei er durch Blutverlust, Dehydration oder andere Ursachen bedingt. Ziel ist die Wiederherstellung einer adäquaten Durchblutung lebenswichtiger Organe und somit die Aufrechterhaltung der Hämodynamik. Flüssigkeitssubstitution ist ebenfalls wichtig bei längerfristigen Defiziten, um den Flüssigkeitshaushalt zu normalisieren.

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Indikationen für intravenöse Flüssigkeitsgaben: Ein differenzierter Überblick

Intravenöse Flüssigkeitsgaben (IV-Therapie) stellen einen essenziellen Bestandteil der medizinischen Notfallversorgung und der Behandlung verschiedener Krankheitsbilder dar. Sie ermöglichen eine schnelle und gezielte Flüssigkeitszufuhr, die oral oder enteral nicht möglich oder ausreichend ist. Die Indikation zur IV-Therapie muss jedoch sorgfältig abgewogen werden, da auch Risiken wie Flüssigkeitsüberladung oder Elektrolytstörungen bestehen.

Die Indikationen lassen sich grob in folgende Kategorien einteilen:

1. Hypovolämie und Schockzustände:

Dies stellt die häufigste und dringlichste Indikation dar. Hypovolämie, also ein erniedrigtes Blutvolumen, kann verschiedene Ursachen haben:

  • Blutverlust: Nach Unfällen, Operationen, inneren Blutungen oder gastrointestinalen Blutungen ist die intravenöse Flüssigkeitszufuhr essentiell zur Aufrechterhaltung des Kreislaufs und zur Vermeidung eines hypovolämischen Schocks. Hierbei werden meist kristalloide Lösungen wie Ringer-Laktat oder NaCl 0,9% eingesetzt, in schweren Fällen auch kolloidale Lösungen wie Dextran oder HES.

  • Dehydration: Durch Erbrechen, Durchfall, starkes Schwitzen (z.B. bei Fieber oder intensivem Sport) oder unzureichende Flüssigkeitsaufnahme kann ein erheblicher Flüssigkeitsverlust entstehen, der mit IV-Therapie ausgeglichen werden muss. Die Wahl der Flüssigkeit richtet sich nach dem Elektrolytstatus des Patienten.

  • Verbrennungen: Bei schweren Verbrennungen geht ein erheblicher Teil des Flüssigkeitsvolumens in das umliegende Gewebe über (Third-Spacing). Die IV-Therapie dient hier der Volumenrestitution und der Aufrechterhaltung der Kreislauffunktion. Hier sind spezielle Berechnungsformeln (z.B. Parkland-Formel) zur Bestimmung des Flüssigkeitsbedarfs notwendig.

2. Elektrolytstörungen:

Bei schweren Elektrolytstörungen, wie Hyponatriämie (Natriummangel), Hyperkaliämie (zu viel Kalium), oder Hypokalzämie (Kalziummangel), kann eine intravenöse Gabe von Elektrolytlösungen notwendig sein. Die Zusammensetzung der Infusionslösung muss dabei genau auf den individuellen Bedarf des Patienten abgestimmt werden. Eine reine Flüssigkeitszufuhr ohne Elektrolytausgleich kann die Störung sogar verschlimmern.

3. Medikamentengabe:

Viele Medikamente können nur intravenös verabreicht werden, entweder weil sie im Magen-Darm-Trakt nicht resorbiert werden oder weil eine schnelle Wirkung erforderlich ist (z.B. Notfallmedikamente).

4. Erhaltung der Flüssigkeitsbilanz bei eingeschränkter oralen oder enteralen Aufnahme:

Bei Patienten mit Schluckstörungen, Bewusstseinsstörungen, nach größeren Operationen oder bei länger andauernden Erbrechen und Durchfällen kann eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr notwendig sein, um den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt aufrechtzuerhalten.

5. Spezifische klinische Situationen:

Zusätzlich gibt es noch weitere Indikationen, die situationsbedingt auftreten können, wie z.B. bei septischem Schock, Verbrennungen, akuter Pankreatitis oder schweren Nierenerkrankungen. Die Wahl der Infusionslösung und das Infusionsregime sind in diesen Fällen von entscheidender Bedeutung und hängen stark vom individuellen Krankheitsbild und dem klinischen Zustand des Patienten ab.

Schlussfolgerung:

Die intravenöse Flüssigkeitstherapie ist ein wichtiges, aber nicht risikoloses Verfahren. Die Entscheidung für eine IV-Therapie muss immer auf Grundlage einer sorgfältigen klinischen Beurteilung und unter Berücksichtigung der individuellen Patientenbedürfnisse erfolgen. Eine engmaschige Überwachung des Patienten (z.B. Blutdruck, Puls, Harnproduktion, Elektrolyte) ist während und nach der Infusion unerlässlich.