Welche Bisphosphonate führen nicht zu Kiefernekrose?

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In der Krebstherapie werden zwei Substanzklassen der Bisphosphonate eingesetzt: Aminobisphosphonate, die in ihrer chemischen Struktur Stickstoff enthalten, und das stickstofffreie Clodronat. Für Clodronat liegen weltweit keine Berichte über das Auftreten von Kiefernekrosen vor.

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Kiefernekrose und Bisphosphonate: Clodronat als Ausnahme?

Bisphosphonate sind wirksame Medikamente, die häufig zur Behandlung von Knochenerkrankungen wie Osteoporose und Knochenmetastasen bei Krebserkrankungen eingesetzt werden. Ein seltenes, aber schwerwiegendes Nebenwirkungsprofil dieser Medikamentenklasse ist die Bisphosphonat-assoziierte Kiefernekrose (BRONJ). Sie äußert sich durch freiliegenden Knochen im Kieferbereich, Schmerzen, Schwellungen und Infektionen. Während Aminobisphosphonate, welche Stickstoff in ihrer Struktur enthalten, mit BRONJ in Verbindung gebracht werden, scheint dies für das stickstofffreie Clodronat nicht der Fall zu sein.

Die Entstehung von BRONJ ist komplex und noch nicht vollständig geklärt. Diskutiert werden unter anderem eine Hemmung der Knochenumbaurate, eine Beeinträchtigung der Angiogenese und eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen. Aminobisphosphonate wie Zoledronat und Pamidronat, die besonders potent in die Knochenstoffwechselprozesse eingreifen, werden mit einem höheren BRONJ-Risiko assoziiert.

Im Gegensatz dazu gibt es für Clodronat, das einzige klinisch relevante stickstofffreie Bisphosphonat, weltweit keine dokumentierten Fälle von BRONJ. Diese Beobachtung lässt vermuten, dass die Stickstoffgruppe in der chemischen Struktur der Aminobisphosphonate eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von BRONJ spielt. Möglicherweise beeinflusst die Stickstoffgruppe die Bindung an den Knochen und die Hemmung der Osteoklastenaktivität in einer Weise, die das Risiko für BRONJ erhöht.

Trotz der scheinbaren Sicherheit von Clodronat in Bezug auf BRONJ ist Vorsicht weiterhin geboten. Patienten, die mit Bisphosphonaten behandelt werden, sollten eine gute Mundhygiene praktizieren und regelmäßige zahnärztliche Kontrollen durchführen lassen. Bei geplanten invasiven zahnärztlichen Eingriffen sollte das Risiko-Nutzen-Verhältnis der Bisphosphonat-Therapie sorgfältig abgewogen werden. Insbesondere bei Patienten mit Risikofaktoren wie fortgeschrittenem Alter, Rauchen, Diabetes oder einer bestehenden Parodontitis ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Onkologen und Zahnärzten unerlässlich.

Obwohl die Datenlage darauf hindeutet, dass Clodronat kein BRONJ-Risiko birgt, sind weitere Forschung nötig, um die genauen Mechanismen zu verstehen, die der unterschiedlichen Wirkung von Clodronat und Aminobisphosphonaten auf die Kiefergesundheit zugrunde liegen. Dies könnte zur Entwicklung neuer, noch sichererer Bisphosphonate beitragen und die Behandlung von Knochenerkrankungen weiter optimieren.