Welche Infusion im Rettungsdienst?

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Um einen venösen Zugang offen zu halten, werden im Rettungsdienst kristalline Infusionslösungen wie Elektrolytlösung 153 (E153) verabreicht. Diese Lösungen enthalten Elektrolyte und Mineralien, die den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt des Patienten aufrechterhalten.

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Infusionen im Rettungsdienst: Mehr als nur Kochsalzlösung

Im Rettungsdienst ist die intravenöse Infusion ein unverzichtbares Werkzeug. Sie dient nicht nur der Sicherung eines venösen Zugangs, sondern ermöglicht auch die schnelle und gezielte Gabe von Medikamenten und Flüssigkeiten. Dabei ist die Wahl der richtigen Infusionslösung entscheidend und richtet sich nach dem individuellen Zustand des Patienten. E153 (Elektrolytlösung 153) ist zwar eine häufig verwendete kristalline Lösung, jedoch längst nicht die einzige Option. Dieser Artikel beleuchtet die Vielfalt der im Rettungsdienst eingesetzten Infusionen und deren spezifische Anwendungsgebiete.

Kristalline Lösungen: Diese Lösungen, zu denen neben E153 auch Ringer-Laktat und physiologische Kochsalzlösung gehören, dienen primär der Volumenersatztherapie bei Hypovolämie, beispielsweise nach Blutverlusten oder Dehydration. Sie gleichen den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt aus und stellen die Kreislaufstabilität wieder her. Ringer-Laktat enthält im Gegensatz zu E153 und physiologischer Kochsalzlösung Laktat, welches im Körper zu Bicarbonat metabolisiert wird und so einer metabolischen Azidose entgegenwirken kann. Die Wahl zwischen diesen Lösungen hängt von der spezifischen Situation des Patienten ab.

Kolloidale Lösungen: Im Gegensatz zu kristallinen Lösungen enthalten Kolloide größere Moleküle, die im Gefäßsystem verbleiben und somit den kolloidosmotischen Druck erhöhen. Dies führt zu einer stärkeren und länger anhaltenden Volumenexpansion. Hydroxyethylstärke (HES), Gelatine und Dextrane sind Beispiele für kolloidale Lösungen, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Ihr Einsatz ist jedoch aufgrund möglicher Nebenwirkungen, wie z.B. Nierenfunktionsstörungen, kontrovers diskutiert und sollte sorgfältig abgewogen werden.

Glukoselösungen: Glukoseinfusionen dienen der Energiezufuhr und werden beispielsweise bei Hypoglykämien eingesetzt. Im Rettungsdienst kommen verschiedene Konzentrationen zum Einsatz, von 5%iger Glukose bis hin zu hochkonzentrierten Lösungen. Die Wahl der Konzentration richtet sich nach dem klinischen Bild und den Bedürfnissen des Patienten.

Spezielle Infusionen: Neben den genannten Standardlösungen gibt es spezielle Infusionen, die bei bestimmten Krankheitsbildern zum Einsatz kommen. Dazu gehören beispielsweise Mannitol zur Hirndrucksenkung, Natriumbicarbonat zur Behandlung metabolischer Azidosen oder Magnesiumsulfat bei Präeklampsie.

Die Wahl der richtigen Infusionslösung ist ein komplexer Prozess, der fachliches Wissen und Erfahrung erfordert. Im Rettungsdienst orientiert sich die Entscheidung an den vitalen Parametern des Patienten, der vermuteten Diagnose und den aktuellen Leitlinien. Neben der Art der Lösung spielen auch die Infusionsgeschwindigkeit und die Gesamtmenge eine entscheidende Rolle. Eine kontinuierliche Überwachung des Patienten während der Infusion ist unerlässlich, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Die Zusammenarbeit zwischen Notfallsanitätern und Notärzten gewährleistet die bestmögliche Versorgung des Patienten.