Welche Therapien gibt es bei Neurodermitis?

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Neurodermitis erfordert umfassende Behandlungsansätze. Eine konsequente Hautpflege ist essentiell. Kortisonpräparate lindern Entzündungen, während Lichttherapie weitere Optionen bietet. Eine individuelle Stufentherapie, abgestimmt auf den Schweregrad, ist üblich.
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Neurodermitis: Ein vielschichtiger Behandlungsansatz

Neurodermitis (atopische Dermatitis) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die Betroffene in allen Lebensaltern quälen kann. Charakteristisch sind stark juckende, entzündete und trockene Hautstellen. Eine Heilung ist derzeit nicht möglich, aber eine effektive Behandlung kann die Symptome deutlich lindern und die Lebensqualität erheblich verbessern. Der Behandlungsansatz ist dabei individuell und muss auf den Schweregrad der Erkrankung, das Alter des Patienten und die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein. Ein wichtiger Aspekt ist die enge Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt.

Die Säulen der Neurodermitis-Therapie:

Die Therapie von Neurodermitis folgt keinem starren Schema, sondern basiert auf einer individuellen, schrittweisen Vorgehensweise, der sogenannten Stufentherapie. Diese orientiert sich an der Schwere der Erkrankung und passt die Behandlungsintensität entsprechend an. Zentrale Säulen sind dabei:

1. Basistherapie: Hautpflege und Vermeidung von Triggerfaktoren:

Die konsequente Hautpflege ist die wichtigste Säule der Neurodermitis-Therapie. Sie zielt darauf ab, die Hautbarriere zu stärken und Austrocknung zu verhindern. Hierzu gehören:

  • Regelmäßige Reinigung mit rückfettenden, pH-neutralen Waschlotionen: Aggressive Reinigungsmittel sollten vermieden werden.
  • Tägliche Anwendung von feuchtigkeitsspendenden Cremes oder Salben: Diese sollten reichhaltig und frei von Duft- und Konservierungsstoffen sein. Die Auswahl der geeigneten Produkte sollte in Absprache mit dem Arzt erfolgen.
  • Vermeidung von Triggerfaktoren: Dies beinhaltet die Identifizierung und Vermeidung von Stoffen, die die Haut reizen oder den Juckreiz verstärken. Häufige Triggerfaktoren sind z.B. bestimmte Nahrungsmittel (z.B. Eier, Milchprodukte, Erdnüsse), Allergien (z.B. Hausstaubmilben, Pollen), Stress, trockene Heizungsluft oder bestimmte Textilien. Ein ausführliches Allergie-Screening kann helfen, individuelle Triggerfaktoren zu identifizieren.

2. Akuttherapie: Symptomlinderung bei Schüben:

Bei akuten Schüben, die sich durch starkes Jucken, Rötungen, Schwellungen und Bläschenbildung auszeichnen, kommen zusätzlich spezifische Therapien zum Einsatz:

  • Lokale Kortikosteroide (Kortisoncremes): Diese entzündungshemmenden Präparate lindern den Juckreiz und die Entzündung effektiv. Die Anwendung sollte jedoch auf die akuten Phasen beschränkt und ärztlich überwacht werden, da eine langfristige Anwendung zu Hautverdünnung führen kann.
  • Calcineurin-Inhibitoren (z.B. Tacrolimus, Pimecrolimus): Diese immunmodulatorischen Cremes sind eine Alternative zu Kortikosteroiden, insbesondere für die Langzeitbehandlung leichter bis mittelschwerer Neurodermitis.
  • Antihistaminika (innerlich oder äußerlich): Diese Medikamente wirken gegen den Juckreiz. Innerlich eingenommene Antihistaminika können jedoch Müdigkeit verursachen.

3. Zusätzliche Therapien bei schwerem Verlauf:

Bei schwerem Verlauf der Neurodermitis, der sich trotz der oben genannten Maßnahmen nicht ausreichend bessert, können weitere Therapien in Betracht gezogen werden:

  • Lichttherapie (Phototherapie): UV-Licht kann Entzündungen reduzieren und den Juckreiz lindern. Es gibt verschiedene Formen der Lichttherapie, die je nach Schweregrad und individuellem Ansprechen eingesetzt werden.
  • Systemische Immunsuppressiva: Diese Medikamente beeinflussen das Immunsystem und werden nur bei schwerem, therapieresistentem Verlauf eingesetzt. Die Anwendung erfordert eine genaue ärztliche Überwachung aufgrund möglicher Nebenwirkungen.
  • Biologika: Diese gezielten Medikamente beeinflussen spezifische Bestandteile des Immunsystems und werden bei schwerem, therapieresistentem Verlauf eingesetzt. Sie sind sehr wirksam, aber auch mit möglichen Nebenwirkungen verbunden.

Fazit:

Neurodermitis erfordert einen ganzheitlichen und individuellen Behandlungsansatz. Die konsequente Hautpflege bildet die Basis, während Akuttherapien Schübe effektiv lindern. Bei schwerem Verlauf stehen weitere Therapieoptionen zur Verfügung, deren Einsatz jedoch sorgfältig abgewogen werden muss. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt ist unerlässlich, um die bestmögliche Therapie zu finden und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern. Die frühzeitige Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe ist empfehlenswert, um Komplikationen zu vermeiden und die Erkrankung effektiv zu managen.