Wie fühlt man sich körperlich bei Depressionen?

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Erschöpfung zehrt am Körper, der Schlaf entzieht sich oder umklammert einen zu fest. Der Magen rebelliert, das Essen schmeckt nicht mehr, der Darm spielt verrückt. Gewichtsschwankungen und ein ständiges Gefühl der Schwere belasten zusätzlich.
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Der unsichtbare Feind: Wie sich Depressionen körperlich manifestieren

Depressionen werden oft als rein psychische Erkrankung wahrgenommen. Doch die Realität ist komplexer: Die seelische Belastung schlägt unweigerlich auf den Körper zurück und manifestiert sich auf vielfältige, oft unterschätzte Weise. Es ist nicht einfach “Traurigkeit”, sondern eine tiefgreifende körperliche und geistige Erschöpfung, die das gesamte Befinden beeinträchtigt.

Ein zentrales Symptom ist die chronische Müdigkeit. Sie geht weit über normale Erschöpfung hinaus. Es ist eine erschlagende Schlappheit, die selbst nach ausreichendem Schlaf nicht verschwindet und selbst einfache Tätigkeiten zur Überwindung einer scheinbar unüberwindbaren Hürde macht. Der Körper fühlt sich schwer, träge, wie von Blei gefesselt.

Der Schlaf selbst wird zum Problem. Entweder entzieht er sich dem Betroffenen – Schlafstörungen wie Einschlafprobleme, Durchschlafstörungen und frühes Erwachen sind weit verbreitet – oder er wird zu einer erdrückenden, lähmenden Erfahrung. Man fühlt sich nach dem Aufwachen nicht ausgeruht, sondern noch erschöpfter als zuvor. Der ersehnte Schlaf bietet keine Erholung, sondern verstärkt das Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins.

Der Magen-Darm-Trakt reagiert empfindlich auf den psychischen Druck. Magenkrämpfe, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen und Durchfall oder Verstopfung sind häufige Begleiterscheinungen. Das Essen, das früher Genuss bereitete, schmeckt nicht mehr, löst vielleicht sogar Ekel aus. Die Folge sind oft Gewichtsschwankungen, mal Gewichtsverlust aufgrund von Appetitlosigkeit, mal Gewichtszunahme durch Trostessen oder veränderte Stoffwechselprozesse.

Hinzu kommt ein omnipräsentes Gefühl der Schwere, sowohl körperlich als auch emotional. Der Körper fühlt sich angespannt, verspannt, die Gliedmaßen schwer. Dieses Gefühl der körperlichen Belastung verstärkt die emotionale Erschöpfung und trägt zu einer Abwärtsspirale bei.

Diese körperlichen Symptome können unterschwellig auftreten und leicht übersehen werden. Sie werden oft erst im Kontext der psychischen Symptome als Teil des Krankheitsbildes erkannt. Wichtig ist zu betonen, dass diese körperlichen Beschwerden nicht Ausdruck von Schwäche oder mangelndem Willen sind, sondern direkte Folgen der Erkrankung. Eine fachgerechte Diagnostik und Therapie, die sowohl die psychischen als auch die körperlichen Aspekte berücksichtigt, ist daher essentiell. Nur so kann der Betroffene wieder zu mehr Lebensqualität und körperlichem Wohlbefinden finden. Der Weg zur Genesung erfordert Geduld, Unterstützung und professionelle Hilfe. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Therapeuten, wenn Sie diese Symptome bei sich oder anderen beobachten. Es gibt Hilfe, und es ist wichtig, diese Hilfe anzunehmen.