Wie tief darf der Blutdruck sein?

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Zu niedriger Blutdruck, oder Hypotonie, wird bei Männern typischerweise ab einem systolischen Wert unter 110 mmHg und bei Frauen unter 100 mmHg diagnostiziert. Die Diastole sollte dabei über 60 mmHg liegen. Unterschreiten diese Werte, kann es zu gesundheitlichen Problemen kommen.
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Zu niedrig ist auch zu niedrig: Wann wird Blutdruck gefährlich?

Ein niedriger Blutdruck, medizinisch Hypotonie genannt, wird oft als erstrebenswertes Ziel angesehen. Doch Vorsicht: Zu niedriger Blutdruck kann ebenso gefährlich sein wie zu hoher. Die pauschale Aussage, “niedriger Blutdruck ist gut”, ist daher irreführend und kann sogar gefährlich sein. Denn die Grenze zwischen gesundem niedrigem Blutdruck und gefährlicher Hypotonie ist fließend und individuell sehr unterschiedlich.

Die gängige Faustregel, dass ein systolischer Wert (oberer Wert) unter 110 mmHg bei Männern und unter 100 mmHg bei Frauen auf Hypotonie hindeuten kann, ist eine grobe Orientierungshilfe. Sie berücksichtigt nicht die individuellen Gegebenheiten und die jeweilige Krankengeschichte. Ein Wert von 90/60 mmHg ist beispielsweise für einen jungen, sportlichen Menschen möglicherweise unbedenklich, während er bei einem älteren Patienten mit Vorerkrankungen bereits erhebliche Beschwerden auslösen kann. Entscheidend ist nicht nur der absolute Wert, sondern auch die individuelle Norm des Betroffenen. Ein plötzlicher Abfall des Blutdrucks, der bisher stabil war, ist immer ein Warnsignal.

Der diastolische Wert (unterer Wert) sollte dabei idealerweise über 60 mmHg liegen. Sinkt auch dieser Wert deutlich ab, wird die Durchblutung von Organen erheblich beeinträchtigt. Dies kann zu folgenden Symptomen führen:

  • Schwindel und Benommenheit: Ein häufiges erstes Anzeichen für zu niedrigen Blutdruck.
  • Kopfschmerzen: Oft pochend und im Hinterkopf lokalisiert.
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit: Der Körper erhält nicht genügend Sauerstoff.
  • Sehstörungen: Verschwommenes Sehen oder sogar kurzzeitige Blackouts.
  • Übelkeit und Erbrechen: Folge der unzureichenden Durchblutung des Verdauungstrakts.
  • Herzrasen (Tachykardie): Der Körper versucht, die verminderte Durchblutung auszugleichen.
  • Kälteschweiß: Periphere Gefäße verengen sich, um den Blutdruck zu stabilisieren.
  • Ohnmacht (Synkope): Im schlimmsten Fall kann es zum Kreislaufkollaps kommen.

Wann zum Arzt?

Ein niedriger Blutdruck an sich ist nicht immer behandlungsbedürftig. Bestehen jedoch Symptome wie die oben genannten, oder ist der Blutdruck plötzlich und deutlich abgesunken, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann die Ursache der Hypotonie abklären und eine entsprechende Therapie einleiten. Mögliche Ursachen reichen von Flüssigkeitsmangel und Mangelernährung über Medikamentennebenwirkungen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen des Herzens oder der Nieren.

Zusammenfassung:

Die Beurteilung eines niedrigen Blutdrucks erfordert eine ganzheitliche Betrachtungsweise. Der absolute Wert ist nur ein Indikator. Individuelle Faktoren, Begleitsymptome und die Anamnese des Patienten spielen eine entscheidende Rolle. Ein plötzlicher Abfall des Blutdrucks oder das Auftreten von Symptomen erfordern immer einen Arztbesuch. Selbstmedikation ist dringend abzuraten. Nur ein Arzt kann eine fundierte Diagnose stellen und die geeignete Therapie empfehlen.