Wie viel Minusgrade verträgt ein Mensch?

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Wind und Feuchtigkeit beschleunigen die gefährliche Unterkühlung. Sinkt die Körpertemperatur unter 30 Grad Celsius, wird es lebensbedrohlich. Bei unter 26 Grad Celsius kollabiert der Kreislauf, was zum Tod führt.

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Die kritische Grenze: Wie viel Kälte verträgt der Mensch?

Die Frage, wie viel Minusgrade ein Mensch aushalten kann, lässt sich nicht pauschal beantworten. Sie hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, die weit über die reine Lufttemperatur hinausgehen. Während kurzzeitige Exposition gegenüber moderaten Minusgraden für gesunde Menschen meist unproblematisch ist, wird die Situation schnell lebensbedrohlich, sobald mehrere Faktoren ungünstig zusammenwirken.

Der entscheidende Faktor: Die Körperkerntemperatur

Unser Körper ist darauf ausgelegt, seine Kerntemperatur (die Temperatur der inneren Organe) konstant bei etwa 37 Grad Celsius zu halten. Die Fähigkeit, diese Temperatur zu regulieren, ist jedoch begrenzt. Sinkt die Körperkerntemperatur, spricht man von Unterkühlung (Hypothermie). Diese schreitet in verschiedenen Stufen voran:

  • Leichte Unterkühlung (35-32°C): Zittern, Verwirrtheit, beeinträchtigte Motorik und Koordinationsstörungen sind typische Symptome. Der Betroffene kann noch selbstständig Maßnahmen zur Erwärmung ergreifen.

  • Mittlere Unterkühlung (32-28°C): Das Zittern nimmt ab oder verschwindet ganz (paradoxe Unterkühlung), die Bewusstseinsstörung verstärkt sich, die Atmung wird verlangsamt und der Puls wird schwach. Ohne medizinische Hilfe droht ein Kreislaufkollaps. Hier wird es bereits lebensbedrohlich.

  • Schwere Unterkühlung (<28°C): Der Kreislauf versagt zunehmend, die Atmung wird extrem verlangsamt, das Bewusstsein geht verloren. Ohne sofortige Reanimation ist der Tod unvermeidlich. Die Aussage, dass bei unter 26°C der Kreislauf kollabiert, ist eine Vereinfachung, da der Zeitpunkt des Kreislaufstillstands von individuellen Faktoren abhängt.

Weitere entscheidende Einflussfaktoren:

Neben der Lufttemperatur spielen folgende Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung einer Unterkühlung:

  • Windchill: Wind verstärkt den Wärmeverlust des Körpers erheblich. Ein Windchill-Effekt kann die gefühlte Temperatur um mehrere Grade senken.

  • Feuchtigkeit: Nasse Kleidung leitet die Körperwärme viel schneller ab als trockene. Regen, Schnee oder Schweiß beschleunigen die Unterkühlung dramatisch.

  • Körperliche Verfassung: Personen mit Vorerkrankungen (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen), ältere Menschen, Kinder und Personen mit Unterernährung sind besonders anfällig für Unterkühlung.

  • Alkohol und Drogen: Alkohol und Drogen erzeugen ein falsches Gefühl von Wärme und beeinträchtigen die Fähigkeit des Körpers, die Körpertemperatur zu regulieren. Sie erhöhen das Risiko einer Unterkühlung erheblich.

  • Expositiondauer: Je länger die Exposition gegenüber Kälte dauert, desto größer ist das Risiko einer Unterkühlung.

Fazit:

Es gibt keine magische Minusgrad-Grenze, die für jeden Menschen gleich gilt. Die Kombination aus niedrigen Temperaturen, Wind, Feuchtigkeit und individueller Konstitution bestimmt, wie schnell eine gefährliche Unterkühlung eintritt. Vorsicht und angemessene Schutzmaßnahmen sind bei Minusgraden unerlässlich, um die Gesundheit zu bewahren. Im Zweifelsfall sollte man frühzeitig Schutz suchen und bei Verdacht auf eine Unterkühlung sofort medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.