Wie weit darf der Blutdruck nach unten gehen?

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Unter 110/60 mmHg (Männer) bzw. 100/60 mmHg (Frauen) gilt der Blutdruck als zu niedrig, medizinisch Hypotonie genannt. Ein niedriger systolischer Wert in Kombination mit einer Diastole unter 60 mmHg signalisiert ein erhöhtes Risiko. Individuelle Unterschiede sind jedoch zu beachten.
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Wie weit darf der Blutdruck nach unten gehen? Die unterschätzte Hypotonie

Ein niedriger Blutdruck – für viele ein erstrebenswertes Ziel – kann im Extremfall gefährlich werden. Während ein leicht niedriger Blutdruck oft keine Beschwerden verursacht und sogar mit Langlebigkeit in Verbindung gebracht wird, stellt eine ausgeprägte Hypotonie, also ein zu niedriger Blutdruck, ein ernstzunehmendes medizinisches Problem dar. Aber wann ist der Blutdruck tatsächlich zu niedrig? Die Antwort ist komplexer als ein einfacher Zahlenwert.

Die gängige Faustregel, ein Blutdruck unter 110/60 mmHg bei Männern und unter 100/60 mmHg bei Frauen als zu niedrig zu bezeichnen, ist eine grobe Orientierungshilfe. Sie greift jedoch zu kurz, da der individuelle Referenzwert stark variieren kann. Ein lebenslanger, leicht niedriger Blutdruck bei einem gesunden Menschen, der keine Beschwerden zeigt, ist etwas anderes als ein plötzlich auftretender, stark erniedrigter Blutdruck bei einer Person mit Vorerkrankungen.

Was bedeuten die Werte?

Der Blutdruck wird als zwei Zahlenwerte angegeben: Der systolische Wert (oberer Wert) misst den Druck, wenn das Herz sich zusammenzieht und Blut in die Arterien pumpt. Der diastolische Wert (unterer Wert) misst den Druck, wenn sich das Herz entspannt und sich mit Blut füllt. Ein niedriger systolischer Wert in Kombination mit einer Diastole unter 60 mmHg ist besonders kritisch und signalisiert ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme.

Individuelle Faktoren spielen eine entscheidende Rolle:

  • Alter: Mit zunehmendem Alter kann der Blutdruck leicht sinken. Was bei einem jungen Erwachsenen als Hypotonie gilt, kann bei einem älteren Menschen normal sein.
  • Geschlecht: Frauen haben tendenziell einen etwas niedrigeren Blutdruck als Männer.
  • Physik und Trainingszustand: Sportliche Menschen haben oft einen niedrigeren Ruhepuls und Blutdruck als unsportliche Personen. Dies ist in der Regel nicht bedenklich.
  • Medikamente: Viele Medikamente, insbesondere Blutdrucksenker, können zu Hypotonie führen.
  • Vorerkrankungen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schilddrüsenstörungen oder hormonelle Ungleichgewichte können den Blutdruck beeinflussen.
  • Dehydration: Flüssigkeitsmangel führt zu einem niedrigeren Blutdruck.
  • Ernährung: Mangelernährung kann ebenfalls zu Hypotonie beitragen.

Symptome einer Hypotonie:

Ein niedriger Blutdruck zeigt sich nicht immer durch Symptome. Bei ausgeprägter Hypotonie können jedoch folgende Beschwerden auftreten:

  • Schwindel
  • Benommenheit
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Sehstörungen
  • Übelkeit
  • Ohnmachtsanfälle

Wann zum Arzt?

Ein einzelner niedriger Blutdruckwert ist noch kein Grund zur Panik. Bestehen jedoch Symptome wie die oben genannten, oder verändert sich der Blutdruck plötzlich und deutlich, ist ein Arztbesuch unbedingt erforderlich. Der Arzt kann die Ursache der Hypotonie feststellen und gegebenenfalls eine Behandlung einleiten. Diese kann von einer Anpassung der Lebensweise (mehr Flüssigkeit, salzreiche Ernährung, ggf. Kompressionsstrümpfe) bis hin zur medikamentösen Therapie reichen.

Fazit:

Die Frage, wie weit der Blutdruck nach unten gehen darf, lässt sich nicht pauschal beantworten. Ein niedriger Blutdruck an sich ist nicht immer gefährlich. Wichtig ist die Berücksichtigung individueller Faktoren und das Auftreten von Symptomen. Bei Unsicherheiten sollte stets ein Arzt konsultiert werden, um mögliche Risiken auszuschließen und eine angemessene Behandlung zu gewährleisten. Selbstkontrolle des Blutdrucks ist sinnvoll, aber ersetzt nicht die professionelle ärztliche Beratung.