Woher kommt extrem niedriger Blutdruck?

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Genetische Veranlagung und äußere Faktoren spielen bei Hypotonie eine entscheidende Rolle. Neben erblicher Disposition beeinflussen Krankheiten, Medikamente und plötzliche Körperhaltungswechsel den Blutdruck signifikant. Ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Einflüsse bestimmt letztlich die Blutdruckhöhe.

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Extrem niedriger Blutdruck: Ursachen eines komplexen Problems

Extrem niedriger Blutdruck, medizinisch als Hypotonie bezeichnet, ist ein Zustand, der weit mehr als nur ein niedriges Messwertpaar auf dem Blutdruckmessgerät bedeutet. Während leicht erniedrigter Blutdruck oft unbedenklich ist, kann extrem niedriger Blutdruck (deutlich unter 90/60 mmHg) erhebliche gesundheitliche Folgen haben und bedarf ärztlicher Abklärung. Die Ursachen sind vielfältig und komplex, ein eindeutiger “Schuldiger” lässt sich oft nicht so leicht ausmachen. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die individuell unterschiedlich gewichtet sind.

Genetische Disposition: Die Rolle der Vererbung

Die Genetik spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Entstehung von Hypotonie. Eine familiäre Häufung von niedrigem Blutdruck deutet auf eine erbliche Komponente hin. Spezifische Gene beeinflussen die Regulation des Kreislaufsystems, die Elastizität der Blutgefäße und die Produktion von Hormonen, die den Blutdruck steuern. Diese genetischen Faktoren können zu einer grundsätzlich niedrigeren Blutdruckregulation führen, die auch durch äußere Einflüsse nur bedingt beeinflusst werden kann. Die Forschung identifiziert stetig neue Gene und Mechanismen, die an der Entstehung von Hypotonie beteiligt sind, doch das Gesamtbild ist noch nicht vollständig geklärt.

Äußere Faktoren: Ein vielschichtiges Zusammenspiel

Neben der Veranlagung spielen zahlreiche äußere Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Entstehung extrem niedrigen Blutdrucks. Dazu gehören:

  • Dehydration: Flüssigkeitsmangel reduziert das Blutvolumen und senkt damit den Blutdruck. Dies kann durch starkes Schwitzen, Durchfall, Erbrechen oder unzureichende Flüssigkeitszufuhr verursacht werden.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Probleme mit dem Herzen (z.B. Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen) oder den Blutgefäßen (z.B. Aortenstenose) können zu einem unzureichenden Bluttransport und damit zu Hypotonie führen.
  • Medikamenteneinnahme: Viele Medikamente, insbesondere blutdrucksenkende Mittel, Diuretika und bestimmte Antidepressiva, können als unerwünschte Nebenwirkung einen zu niedrigen Blutdruck verursachen. Auch die Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln kann dazu beitragen.
  • Hormonelle Störungen: Ein Ungleichgewicht der Hormone, beispielsweise bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder Nebenniereninsuffizienz (Morbus Addison), kann den Blutdruck negativ beeinflussen.
  • Schwere Infektionen und Sepsis: Schwere Infektionen können zu einem Kreislaufschock führen, der mit extrem niedrigem Blutdruck einhergeht.
  • Allergien und anaphylaktische Reaktionen: Starke allergische Reaktionen können einen lebensbedrohlichen Blutdruckabfall auslösen.
  • Plötzliche Körperhaltungswechsel: Das schnelle Aufstehen aus dem Liegen oder Sitzen kann bei manchen Menschen zu einem kurzzeitigen, aber deutlichen Blutdruckabfall führen (orthostatische Hypotonie).
  • Ernährungsmängel: Mangel an bestimmten Nährstoffen, wie beispielsweise Natrium, kann den Blutdruck senken. Eine unausgewogene Ernährung trägt somit indirekt zur Entstehung von Hypotonie bei.
  • Schwangerschaft: In der Schwangerschaft kann es in bestimmten Phasen zu einem niedrigen Blutdruck kommen.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose von Hypotonie erfolgt durch die Messung des Blutdrucks im Ruhezustand und im Stehen (zur Erkennung orthostatischer Hypotonie). Zusätzliche Untersuchungen, wie Bluttests, EKG und gegebenenfalls weitere spezielle Verfahren, helfen die zugrundeliegende Ursache zu identifizieren. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und kann von Flüssigkeitszufuhr und Ernährungsumstellung bis hin zu medikamentösen Therapien reichen. In schweren Fällen ist eine intensivmedizinische Betreuung notwendig.

Fazit:

Extrem niedriger Blutdruck ist ein vielschichtiges Problem, das durch ein komplexes Zusammenspiel genetischer Veranlagung und äußerer Faktoren entsteht. Eine umfassende Diagnose und die Berücksichtigung der individuellen Ursachen sind entscheidend für eine effektive Behandlung und die Vermeidung schwerwiegender Komplikationen. Bei anhaltendem oder stark ausgeprägten niedrigen Blutdruck sollte daher unbedingt ein Arzt konsultiert werden.