Ist das Kochen von heißem oder kaltem Wasser schneller?

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Der scheinbare Geschwindigkeitsvorteil von kaltem Wasser beim Erhitzen ist trügerisch. Die schnellere Temperaturänderung resultiert aus der größeren anfänglichen Differenz zur Zieltemperatur. Der Energiebedarf bleibt jedoch identisch; letztlich benötigt kaltes Wasser nicht weniger Zeit zum Kochen.
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Der Mythos vom schneller kochenden kalten Wasser

Immer wieder hält sich hartnäckig das Gerücht, kaltes Wasser würde schneller kochen als heißes. Manche schwören darauf, beobachten angeblich einen schnelleren Temperaturanstieg und sparen dadurch Zeit und Energie. Doch dieser scheinbare Vorteil ist trügerisch und basiert auf einer Fehlinterpretation der physikalischen Vorgänge.

Der Irrtum entsteht durch die Fokussierung auf die initiale Temperaturänderung. Gießt man kaltes Wasser in einen Topf, steigt die Temperatur in den ersten Minuten tatsächlich schneller an als bei heißem Wasser. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass der Unterschied zur Zieltemperatur (100°C) größer ist. Ein Temperaturanstieg von 10°C auf 20°C erscheint natürlich schneller erreicht als ein Anstieg von 80°C auf 90°C, obwohl in beiden Fällen die gleiche Energiemenge zugeführt wurde.

Die entscheidende Größe beim Kochen ist jedoch nicht die Geschwindigkeit des anfänglichen Temperaturanstiegs, sondern die Gesamtmenge an Energie, die benötigt wird, um das Wasser zum Kochen zu bringen. Diese Energiemenge hängt direkt von der Temperaturdifferenz zwischen dem Ausgangszustand und dem Siedepunkt ab. Kaltes Wasser muss einen größeren Temperatursprung überwinden und benötigt daher die gleiche, wenn nicht sogar mehr Energie, als bereits vorgewärmtes Wasser. Die zusätzlich benötigte Energiemenge kompensiert den vermeintlichen Geschwindigkeitsvorteil des kalten Wassers.

Faktoren wie die Umgebungstemperatur und der Wärmeverlust an die Umgebung spielen ebenfalls eine Rolle, beeinflussen aber nicht den grundlegenden physikalischen Zusammenhang. Ein minimaler Vorteil für heißes Wasser kann sich ergeben, da dieses bereits einen Teil der Wärmeenergie gespeichert hat und weniger an die Umgebung abgeben muss.

Fazit: Der Glaube, kaltes Wasser koche schneller, ist ein Mythos. Die Physik diktiert, dass die benötigte Energiemenge zur Erreichung des Siedepunkts allein von der Temperaturdifferenz abhängt. Sparen Sie sich also das Rätselraten und verwenden Sie ruhig heißes Wasser aus dem Hahn, wenn Sie Zeit sparen möchten – zumindest ein paar Sekunden. Einen signifikanten Unterschied wird es energetisch nicht machen, aber der psychologische Effekt kann durchaus beflügeln.