Warum siedet Wasser auf dem Mount Everest schneller?

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Auf dem Mount Everest kocht Wasser schon bei 71°C. Der geringe Luftdruck von 0,326 bar, etwa ein Drittel des Normaldrucks, senkt den Siedepunkt erheblich. Dies beschleunigt zwar den Kochvorgang, verlangsamt aber das eigentliche Garen der Lebensmittel.
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Warum kocht Wasser auf dem Everest schneller – und warum ist das trotzdem ein Problem?

Der Mount Everest, der höchste Berg der Welt, ist bekannt für seine extremen Bedingungen. Eine dieser Bedingungen, die sowohl faszinierend als auch irreführend ist, ist der Siedepunkt von Wasser. Während man intuitiv erwarten würde, dass Wasser aufgrund der Kälte länger zum Kochen braucht, siedet es auf dem Everest bereits bei etwa 71°C – deutlich niedriger als die üblichen 100°C auf Meereshöhe. Doch warum ist das so, und was bedeutet das für Bergsteiger?

Die Antwort liegt im Luftdruck. Auf dem Everest herrscht ein extrem niedriger Luftdruck von etwa 0,326 bar – ungefähr ein Drittel des Luftdrucks auf Meereshöhe. Der Siedepunkt einer Flüssigkeit ist die Temperatur, bei der der Dampfdruck der Flüssigkeit dem Umgebungsdruck entspricht. Mit sinkendem Umgebungsdruck sinkt auch der Siedepunkt. Da der Luftdruck auf dem Everest so niedrig ist, braucht das Wasser weniger Energie, um seinen Dampfdruck auf den Umgebungsdruck zu erhöhen und somit zu sieden. Dieser niedrige Siedepunkt führt tatsächlich zu einer scheinbar schnelleren Kochzeit. Ein Topf Wasser erreicht die Siedetemperatur schneller.

Dieser scheinbare Vorteil täuscht jedoch über einen entscheidenden Nachteil hinweg: die geringere Temperatur beim Kochen. Während das Wasser schneller siedet, findet der eigentliche Garprozess bei 71°C statt, was deutlich unter der idealen Temperatur für das Garen vieler Lebensmittel liegt. Das bedeutet, dass Nudeln, Reis oder Kartoffeln deutlich länger brauchen, um gar zu werden, als auf Meereshöhe. Die niedrigere Temperatur kann zudem dazu führen, dass bestimmte Bakterien nicht abgetötet werden, was ein gesundheitliches Risiko darstellt.

Bergsteiger müssen daher spezielle Kochtechniken und gegebenenfalls angepasste Kochzeiten berücksichtigen. Ein höherer Druckkochtopf kann helfen, den Siedepunkt anzuheben und den Garprozess zu beschleunigen und zu optimieren. Die Anpassung an die Höhenbedingungen ist essentiell, um trotz des schnelleren Kochbeginns eine sichere und effiziente Zubereitung von Mahlzeiten zu gewährleisten. Die scheinbar einfache Frage nach dem schnelleren Kochen auf dem Everest enthüllt also eine komplexere Realität, die das Verständnis von Druck, Temperatur und den chemischen Prozessen des Kochens erfordert.