Warum sagt James Bond geschüttelt nicht gerührt?

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James Bond bevorzugt seine Martinis geschüttelt, nicht gerührt, um die Aromen optimal zur Geltung zu bringen. Durch das Schütteln werden die kalten Eissplitter mit dem Alkohol verwirbelt, wodurch sich die Geschmacksnoten intensiver entfalten und an die Oberfläche gelangen.
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Der Mythos vom geschüttelten Martini: Warum James Bond ihn so mag – und warum es vielleicht gar nicht so viel Sinn macht

James Bond, der Inbegriff des stilvollen Geheimagenten, bestellt seinen Martini stets „geschüttelt, nicht gerührt“. Dieser prägnante Satz ist zum Markenzeichen der Figur geworden und hat den geschüttelten Martini in den Rang eines Kultobjekts erhoben. Doch warum besteht 007 auf diese Zubereitungsart? Liegt es tatsächlich, wie oft behauptet, an einer Geschmacksverbesserung?

Die gängige Erklärung besagt, dass das Schütteln die Aromen des Gins und des Wermuts intensiviert, indem die Eissplitter die ätherischen Öle freisetzen und für eine bessere Verteilung sorgen. Die kalte Temperatur des Eises trägt zusätzlich dazu bei, die Geschmacksknospen zu betäuben und den Alkohol weniger scharf wirken zu lassen.

Doch diese Argumentation hat einen Haken: Experten sind sich weitgehend einig, dass das Schütteln einen Martini eher verwässert und seinen Geschmack beeinträchtigt. Die heftige Bewegung im Shaker führt zu einer schnelleren Schmelze des Eises, was den Drink verwässert und ihm seine klare, präzise Struktur nimmt. Auch die Trübung durch die kleinen Eissplitter, die beim Schütteln entstehen, wird von vielen Martini-Liebhabern als unästhetisch empfunden. Ein gerührter Martini hingegen, sanft und langsam im Rührglas gekühlt, behält seine seidige Textur und die klaren Aromen der Zutaten bleiben erhalten.

Warum also besteht Bond auf das Schütteln? Hier kommen verschiedene Theorien ins Spiel:

  • Image und Charakter: Das Schütteln wirkt dynamischer und aggressiver als das Rühren und passt somit perfekt zu Bonds draufgängerischer Persönlichkeit. Es unterstreicht seinen Status als Mann der Tat, der keine Zeit für Feinheiten hat.

  • Literarische Freiheit: Ian Fleming, der Schöpfer von James Bond, hatte möglicherweise keine profunden Kenntnisse der Cocktailzubereitung. Die Formulierung „geschüttelt, nicht gerührt“ könnte schlichtweg der sprachlichen Prägnanz und dem markanten Klang gedient haben.

  • Subtile Botschaft: Einige Interpreten sehen in Bonds Vorliebe für den geschüttelten Martini ein Zeichen seiner inneren Zerrissenheit und Verletzlichkeit. Der verwässerte, etwas „unscharfe“ Drink könnte als Metapher für Bonds emotionalen Zustand gedeutet werden.

Ob Geschmacksache, Charakterzug oder literarisches Stilmittel – Bonds Präferenz für den geschüttelten Martini bleibt ein faszinierendes Detail, das zum Mythos des Geheimagenten beiträgt. Obwohl die Experten eher zum gerührten Martini raten, lädt die Kontroverse um die optimale Zubereitung dazu ein, selbst zu experimentieren und den eigenen Lieblings-Martini zu finden. Vielleicht ist ja gerade die vermeintliche “Unvollkommenheit” des geschüttelten Martinis das, was ihn so besonders macht – zumindest für James Bond.