Wie zählt Korea das Alter?

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In Korea beginnt das Zählen des Alters mit einem Jahr bei der Geburt. Jedes Neujahr erhöht das Alter um eins, unabhängig vom individuellen Geburtsdatum. Dieses System, das in der Gesellschaft tief verwurzelt ist, führt zu einer altersbezogenen Differenz zu westlichen Berechnungsweisen. Geburtsdatum spielt somit eine untergeordnete Rolle.

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Das koreanische Alterssystem: Ein Jahr älter, einfach so?

In Korea tickt die Altersuhr anders. Während im Westen das Geburtsdatum den Dreh- und Angelpunkt der Altersbestimmung darstellt, spielt es in Korea eine überraschend untergeordnete Rolle. Neugeborene starten hier nicht mit null, sondern bereits mit einem Jahr Lebenserfahrung auf dem Zähler. Und jedes Neujahr, nach dem traditionellen Lunisolarkalender, kommt ein weiteres Jahr hinzu – unabhängig vom tatsächlichen Geburtstag. Dieses System, tief verwurzelt in der koreanischen Kultur, führt zu einer faszinierenden Diskrepanz zur westlichen Altersberechnung und prägt den gesellschaftlichen Umgang miteinander.

Doch warum beginnt das Leben in Korea bereits mit einem Jahr? Eine gängige Erklärung verweist auf die Zeit im Mutterleib, die als bereits gelebtes Jahr angerechnet wird. Eine andere Theorie bezieht sich auf die traditionelle ostasiatische Zahlensymbolik, in der die Null eine untergeordnete Rolle spielte. So startete man direkt mit der Eins, dem Symbol für Anfang und Ursprung.

Die Folgen dieses traditionellen Alterssystems sind vielfältig. Es beeinflusst nicht nur die Selbstwahrnehmung, sondern auch den Umgang innerhalb der Gesellschaft. Respekt vor dem Alter spielt in Korea eine zentrale Rolle, und das koreanische Alterssystem verstärkt diese Hierarchie zusätzlich. Die Anrede, das Verhalten und sogar die Sprache werden durch das wahrgenommene Alter des Gegenübers bestimmt.

In den letzten Jahren gewinnt jedoch die internationale Altersberechnung, basierend auf dem Geburtsdatum, zunehmend an Bedeutung. Offizielle Dokumente verwenden mittlerweile meist dieses System. Im Alltag hält sich die traditionelle Zählweise jedoch hartnäckig. Es bleibt abzuwarten, ob die Globalisierung und der internationale Austausch das traditionelle koreanische Alterssystem langfristig verändern werden. Bis dahin bleibt es ein interessantes Beispiel für die kulturelle Vielfalt in der Alterswahrnehmung.

Die Koexistenz beider Systeme führt mitunter zu Verwirrung, insbesondere im Austausch mit Menschen aus anderen Kulturen. Es empfiehlt sich daher, im Gespräch den Kontext zu klären und gegebenenfalls nach dem “internationalen Alter” zu fragen, um Missverständnisse zu vermeiden. So lässt sich die kulturelle Besonderheit des koreanischen Alterssystems nicht nur verstehen, sondern auch wertschätzen.