In welchem Alter zeigt sich Laktoseintoleranz?

Wann zeigt sich Laktoseintoleranz? Ein komplexes Bild

Laktoseintoleranz, die Unfähigkeit, den Milchzucker Laktose zu verdauen, ist ein weit verbreitetes Problem, dessen Auftreten und Schweregrad jedoch höchst individuell sind. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung manifestiert sie sich nicht immer früh im Kindesalter und verläuft selten einheitlich. Die Aussage „Laktoseintoleranz zeigt sich erst ab dem fünften Lebensjahr“ ist eine Vereinfachung und trifft nicht auf alle Fälle zu.

Die entscheidende Rolle spielt die Laktaseaktivität im Dünndarm. Laktase spaltet Laktose in Glukose und Galaktose, die dann vom Körper resorbiert werden können. Ein Mangel an diesem Enzym führt zu einer unvollständigen Verdauung der Laktose. Diese gelangt unverdaut in den Dickdarm, wo sie von Darmbakterien fermentiert wird. Dies wiederum führt zu den typischen Symptomen wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit.

Die verschiedenen Ausprägungen:

• Primäre Laktoseintoleranz: Diese Form ist die häufigste und entsteht durch einen altersabhängigen Rückgang der Laktaseproduktion. Hierbei nimmt die Laktaseaktivität nach dem Abstillen meist langsam ab. Während viele Kinder die Milchverdauung ohne Probleme bewältigen, entwickeln manche erst im Erwachsenenalter, andere bereits im Kindes- oder Jugendalter Symptome. Der Zeitpunkt des Auftretens ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von der genetischen Disposition und der individuellen Laktaseproduktion ab. Ein Beginn der Symptome bereits im Kleinkindalter ist möglich, jedoch nicht die Regel. Die meisten Kinder zeigen erst im Schulalter oder später Beschwerden.

• Sekundäre Laktoseintoleranz: Im Gegensatz zur primären Form ist die sekundäre Laktoseintoleranz die Folge einer Schädigung der Darmschleimhaut. Diese Schädigung kann durch verschiedene Erkrankungen wie z.B. Zöliakie, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder Infektionen verursacht werden. Hier können Symptome bereits im Kindesalter auftreten, abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung.

• Entwicklungsverzögerte Laktasepersistenz: Bei einigen Menschen bleibt die Laktaseproduktion auch im Erwachsenenalter hoch. Dies ist genetisch bedingt und kommt in bestimmten Populationen häufiger vor. Diese Personen können Milchprodukte ohne Probleme verdauen. Eine Fehlinterpretation der Normalität kann dazu führen, dass ein bestehender Mangel übersehen wird, sollte es zu einer relevanten Reduktion der Laktaseaktivität kommen.

Fazit:

Es gibt kein festes Alter, in dem Laktoseintoleranz auftritt. Die primäre Form manifestiert sich meist erst im späteren Kindesalter oder im Erwachsenenalter, während die sekundäre Form in Abhängigkeit von der Ursache auch schon früher auftreten kann. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Bei anhaltenden Beschwerden nach dem Verzehr von Milchprodukten sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen, um die Ursache der Symptome zu identifizieren und eine geeignete Therapie einzuleiten. Eine pauschale Aussage über den Beginn der Symptome ist daher irreführend. Die individuelle Variabilität im Auftreten ist beträchtlich und muss berücksichtigt werden.