Ist Regen süß oder Salzwasser?

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Regenwasser ist grundsätzlich süß, da es aus kondensiertem Wasserdampf der Atmosphäre entsteht. Dieser Wasserdampf stammt überwiegend aus Verdunstung von Oberflächenwasser (Seen, Flüsse, Meere) und Transpiration von Pflanzen. Allerdings kann Regenwasser geringfügige Mengen an gelösten Stoffen enthalten, die durch Luftverschmutzung oder die Aufnahme von mineralischen Partikeln während des Niederschlags verursacht werden. Der Salzgehalt ist jedoch vernachlässigbar gering im Vergleich zu Meerwasser.
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Der süße Geschmack des Himmels – Ist Regenwasser tatsächlich süß?

Die Frage, ob Regen süß oder salzig ist, scheint auf den ersten Blick trivial. Intuitiv würden die meisten Menschen „süß antworten, und sie würden Recht behalten – zumindest im Wesentlichen. Regenwasser ist im Grunde genommen Süßwasser, ein weit verbreiteter Irrglaube, der jedoch eine genauere Betrachtung verdient. Denn die Aussage süß ist eine Vereinfachung, die die Komplexität des natürlichen Wasserkreislaufs nur unzureichend beschreibt.

Der Prozess der Regenbildung beginnt mit der Verdunstung von Wasser aus Ozeanen, Seen, Flüssen und Böden. Die Sonne liefert die Energie für diesen Prozess, bei dem das Wasser in die Atmosphäre aufsteigt und dort als Wasserdampf vorliegt. Dieser Wasserdampf ist rein, frei von Salzen und anderen gelösten Stoffen – zumindest in erster Näherung. Die Verdunstung trennt das Wasser effektiv von den darin gelösten Salzen, da Salze nicht verdampfen. Das bedeutet, dass der primäre Bestandteil des Regenwassers, der aus der Verdunstung von Meerwasser stammt, tatsächlich reines H₂O ist.

Dieser reine Wasserdampf kondensiert dann in der Atmosphäre, wobei sich winzige Wassertröpfchen bilden, die schließlich zu Regentropfen heranwachsen und als Niederschlag zu Boden fallen. Dieser Prozess ist der Grund, warum Regenwasser grundsätzlich süß schmeckt – oder zumindest geschmacksneutral ist. Ein reiner, klarer Regenschauer würde daher einen süßlichen Geschmack aufweisen, der sich deutlich von dem salzigen Geschmack von Meerwasser unterscheidet.

Jedoch ist die Realität etwas komplexer. Während des Weges durch die Atmosphäre nehmen die Regentropfen diverse Substanzen auf. Luftverschmutzung, beispielsweise Schwefeldioxid oder Stickoxide aus Industrieanlagen und Autoabgasen, können sich in den Regentropfen lösen und den pH-Wert des Wassers senken, was zu saurem Regen führt. Auch mineralische Partikel wie Staub und Pollen werden aufgenommen. Diese Verunreinigungen beeinflussen den Geschmack des Regenwassers minimal, führen aber selten zu einem deutlich wahrnehmbaren salzigen Geschmack.

Ein weiterer Aspekt, der den süßen Charakter des Regenwassers beeinflusst, ist die Herkunft des verdunsteten Wassers. Regen, der überwiegend aus der Verdunstung von Süßwasserquellen stammt, wird tatsächlich reiner und süßer sein als Regen, der aus der Verdunstung von Meerwasser resultiert. Letzterer wird trotz der effektiven Trennung bei der Verdunstung möglicherweise Spuren von Salzen enthalten, die jedoch in extrem geringen Konzentrationen vorliegen und den Geschmack nicht merklich beeinflussen. Die Menge dieser gelösten Stoffe ist vernachlässigbar im Vergleich zu dem Salzgehalt von Meerwasser.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Regenwasser im Wesentlichen süß ist, da es aus verdunstetem Wasser entsteht, bei dem Salze und andere gelöste Stoffe effektiv zurückgehalten werden. Allerdings kann der Einfluss von Luftverschmutzung und mineralischen Partikeln den Geschmack minimal verändern, aber ein salziger Geschmack ist aufgrund der geringen Konzentrationen von gelösten Stoffen im Regenwasser ausgeschlossen. Der Begriff süß ist in diesem Kontext eher als geschmacksneutral zu verstehen – ein erfrischender Geschmack, den wir mit dem Wasser aus dem Himmel verbinden.