Wie wird raffinierter Zucker gemacht?

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Aus Rohrzucker entsteht durch mehrmalige Kristallisation und Reinigung raffinierter Weißzucker. Zentrifugieren trennt Melasse vom Zucker, der anschließend erneut kristallisiert wird. Dieser Prozess steigert die Haltbarkeit des Produkts.
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Vom Rohrzucker zum weißen Gold: Die raffinierte Reise des Zuckers

Raffinierter Zucker, das weiße Pulver, das in unzähligen Küchen weltweit Verwendung findet, ist das Ergebnis eines komplexen Prozesses, der weit mehr umfasst als nur das Zerkleinern von Zuckerrohr. Seine Herstellung ist ein Beispiel für die raffinierte Anwendung physikalischer und chemischer Prozesse, die den Rohzucker in ein reines, haltbares und optisch ansprechendes Produkt verwandeln. Doch was geschieht dabei genau?

Der Ausgangspunkt ist der Rohzucker, gewonnen aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben. Dieser Rohzucker ist von Natur aus dunkelbraun und enthält neben Saccharose (dem eigentlichen Haushaltszucker) noch diverse Begleitstoffe wie Melasse, Mineralien und Farbstoffe. Diese verleihen ihm zwar seinen charakteristischen Geschmack, mindern aber seine Haltbarkeit und eignen sich nicht für alle Anwendungen. Die Raffination zielt daher darauf ab, diese unerwünschten Bestandteile zu entfernen.

Der Prozess beginnt mit der Auflösung des Rohzuckers in heißem Wasser. Diese Lösung wird dann durch verschiedene Verfahren gereinigt, um unerwünschte Verunreinigungen zu entfernen. Dazu gehören zum Beispiel die Kalkmilch-Kristallisation, bei der Calciumhydroxid (gelöschter Kalk) zugesetzt wird, um Verunreinigungen zu binden und auszufällen. Anschließend wird die Lösung filtriert, um die ausgefällten Stoffe zu entfernen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Entfärbung, bei der Aktivkohle eingesetzt wird, um die restlichen Farbstoffe zu adsorbieren. Dieser Prozess kann mehrfach wiederholt werden, um eine möglichst hohe Reinheit zu erzielen.

Ein zentraler Schritt der Zuckerraffination ist die Kristallisation. Hierbei wird die gereinigte Zuckerlösung aufkonzentriert und langsam abgekühlt. Dabei scheiden sich die Zuckermoleküle in Form von Kristallen aus. Die Größe und Form der Kristalle hängen dabei von verschiedenen Parametern wie der Abkühlgeschwindigkeit und der Konzentration der Lösung ab. Um die Kristalle von der restlichen, zuckerhaltigen Flüssigkeit (Melasse) zu trennen, wird die Zentrifugation eingesetzt. In Hochgeschwindigkeitszentrifugen werden die Kristalle durch die Zentrifugalkraft von der Melasse getrennt. Die Melasse enthält noch wertvolle Inhaltsstoffe und wird in der Lebensmittelindustrie weiterverarbeitet, beispielsweise zur Herstellung von Tierfutter oder als Zusatzstoff.

Der so gewonnene Zucker ist jedoch noch nicht vollständig gereinigt. Oftmals wird der Prozess der Auflösung, Reinigung und Kristallisation mehrmals wiederholt, um eine hohe Reinheit und ein gleichmäßiges Produkt zu erhalten. Der letzte Schritt besteht in der Trocknung der Zuckerkristalle, um jegliche Restfeuchte zu entfernen und ihre Lagerfähigkeit zu gewährleisten.

Das Ergebnis dieses aufwendigen Verfahrens ist der raffinierte Weißzucker, der sich durch seine hohe Reinheit, lange Haltbarkeit und seine charakteristisch weißen Kristalle auszeichnet. Obwohl der Prozess die natürlichen Begleitstoffe des Rohzuckers entfernt, gewinnt man durch raffinierten Zucker ein Produkt, das für eine Vielzahl von Anwendungen in der Lebensmittelindustrie und im Haushalt geeignet ist. Der Verlust an Aromastoffen wird durch die Gewinnung anderer Produkte, wie Melasse, kompensiert. Die Raffination ist also nicht nur ein Reinigungsprozess, sondern auch ein Beispiel für effizientes Ressourcenmanagement.