Warum Fäden erst nach 14 Tagen ziehen?

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Nach einer Operation bleibt das Nahtmaterial in der Wunde, um die Wundränder zusammenzuhalten und die Heilung zu fördern. Die Fäden sollten jedoch entfernt werden, sobald die Wunde ausreichend verheilt ist, um das Infektionsrisiko zu minimieren. In der Regel erfolgt die Entfernung der Fäden nach 10 bis 14 Tagen.

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Warum Fäden oft erst nach 14 Tagen gezogen werden: Ein Blick auf Wundheilung und optimale Zeitpunkte

Nach einer Operation oder einer Verletzung spielen Nahtmaterialien eine entscheidende Rolle beim Verschluss der Wunde. Sie halten die Wundränder zusammen, unterstützen so den natürlichen Heilungsprozess und minimieren die Bildung von unschönen Narben. Doch wann ist der optimale Zeitpunkt, um die Fäden wieder zu entfernen? Obwohl die Angaben variieren können, ist es eine gängige Praxis, Fäden häufig erst nach 10 bis 14 Tagen zu ziehen. Dieser Zeitraum ist nicht willkürlich gewählt, sondern basiert auf einem komplexen Zusammenspiel biologischer Prozesse, die die Wundheilung beeinflussen.

Die Phasen der Wundheilung: Ein zeitlicher Ablauf

Um den optimalen Zeitpunkt für das Fadenziehen zu verstehen, ist es wichtig, sich mit den Phasen der Wundheilung vertraut zu machen:

  • Entzündungsphase (Tag 0-3): Unmittelbar nach der Verletzung setzt die Entzündungsphase ein. Der Körper reagiert mit Rötung, Schwellung, Schmerz und Wärme. Diese Reaktion ist essenziell, da sie die Immunabwehr aktiviert und die Wunde von Bakterien und abgestorbenen Zellen reinigt.
  • Proliferationsphase (Tag 3-21): In dieser Phase beginnt das Gewebe, sich zu regenerieren. Fibroblasten, spezialisierte Zellen, produzieren Kollagen, ein wichtiges Strukturprotein, das die Wundränder miteinander verbindet. Es bilden sich neue Blutgefäße (Angiogenese), die das Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen.
  • Remodellierungsphase (Tag 21 – bis zu 2 Jahre): Dies ist die längste Phase der Wundheilung. Das neu gebildete Kollagen wird reorganisiert und verstärkt, wodurch die Narbe fester und belastbarer wird. Die Rötung der Narbe nimmt ab, und sie wird allmählich blasser.

Die Bedeutung des Zeitfensters von 10 bis 14 Tagen

Der Zeitraum von 10 bis 14 Tagen, bevor die Fäden gezogen werden, ist in den meisten Fällen ein guter Kompromiss zwischen dem Bedarf an genügend Stabilität der Wunde und dem Risiko von Komplikationen, die durch das Nahtmaterial verursacht werden können. In dieser Zeitspanne hat die Proliferationsphase bereits begonnen, und ausreichend Kollagen wurde produziert, um die Wundränder zusammenzuhalten.

Warum nicht früher?

Zieht man die Fäden zu früh, besteht die Gefahr, dass die Wundränder auseinanderweichen (Dehiszenz). Dies kann die Heilungszeit verlängern, das Infektionsrisiko erhöhen und zu einer unschöneren Narbenbildung führen. Das frisch gebildete Gewebe ist in den ersten Tagen nach der Operation noch nicht stark genug, um den Zugkräften standzuhalten, die auf die Wunde einwirken.

Warum nicht später?

Auch das zu späte Entfernen der Fäden kann problematisch sein. Je länger das Nahtmaterial in der Wunde verbleibt, desto höher ist das Risiko von:

  • Infektionen: Fäden können als Eintrittspforte für Bakterien dienen.
  • Fremdkörperreaktionen: Der Körper kann auf das Nahtmaterial reagieren und Entzündungen verursachen.
  • Einwachsen der Fäden: Die Fäden können in die Haut einwachsen, was die Entfernung erschwert und schmerzhaft macht.
  • Verstärkter Narbenbildung: Langfristig kann die Anwesenheit von Fäden die Narbenbildung negativ beeinflussen.

Faktoren, die den Zeitpunkt des Fadenziehens beeinflussen

Der genaue Zeitpunkt für das Fadenziehen ist jedoch individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Art der Operation/Verletzung: Bei größeren Operationen oder tieferen Wunden ist es möglicherweise notwendig, die Fäden länger zu belassen.
  • Lokalisation der Wunde: Wunden an Stellen, die starker Bewegung ausgesetzt sind (z.B. Gelenke), benötigen möglicherweise eine längere Heilungszeit.
  • Individuelle Wundheilung: Einige Menschen heilen schneller als andere. Faktoren wie Alter, Ernährung, Grunderkrankungen (z.B. Diabetes) und Medikamente können die Wundheilung beeinflussen.
  • Art des Nahtmaterials: Es gibt unterschiedliche Arten von Nahtmaterialien, die sich in ihrer Reißfestigkeit und Abbaugeschwindigkeit unterscheiden.
  • Spannung auf der Wunde: Wunden, die unter Spannung stehen (z.B. große Hautdefekte), benötigen möglicherweise eine längere Heilungszeit.

Fazit

Der Zeitpunkt, wann Fäden gezogen werden, ist ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Wundheilung. Der Zeitraum von 10 bis 14 Tagen ist in vielen Fällen ein guter Richtwert, der jedoch individuell angepasst werden muss. Es ist entscheidend, die Anweisungen des behandelnden Arztes zu befolgen und die Wunde sorgfältig zu beobachten. Bei Anzeichen einer Infektion oder anderer Komplikationen sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden.