Warum juckt die Haut beim Schlafen?

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Nächtlicher Juckreiz quält viele, da tagsüber die Ablenkung fehlt und die Aufmerksamkeit stärker auf den Körper gerichtet ist. Während des Schlafens verliert die Haut Feuchtigkeit, wodurch sie austrocknet und empfindlicher wird. Die resultierende Wärme verstärkt das Jucken, was unbewusstes Kratzen fördert und den Teufelskreis noch weiter befeuert.

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Warum juckt die Haut nachts so stark? Eine nächtliche Plage erklärt

Juckreiz ist unangenehm. Nächtlicher Juckreiz, der sogenannte Nykturitus Pruritus, ist allerdings besonders quälend. Während wir uns tagsüber noch durch Arbeit, Hobbys und soziale Interaktionen ablenken können, konzentriert sich unsere Aufmerksamkeit in der Nacht stärker auf den eigenen Körper. Dieses verstärkte Körperbewusstsein, kombiniert mit physiologischen Veränderungen, kann zu einem unerträglichen Juckreiz führen, der uns den Schlaf raubt. Doch warum juckt die Haut ausgerechnet nachts so stark? Die Antwort liegt in einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren:

1. Erhöhte Körperwahrnehmung:

Wie bereits erwähnt, ist der wichtigste Faktor die verstärkte Wahrnehmung des eigenen Körpers in der Ruhe des Schlafes. Tagsüber überlagern Stress, Aktivität und äußere Reize die Juckempfindung. Nachts, in der Stille und Dunkelheit, richtet sich der Fokus unweigerlich auf kleinste Unannehmlichkeiten wie Juckreiz.

2. Austrocknung der Haut:

Unsere Haut verliert während des Schlafs Feuchtigkeit. Dies ist besonders in den Wintermonaten oder in klimatisierten Räumen der Fall. Die trockene Haut wird dadurch empfindlicher und neigt eher zu Juckreiz. Studien haben gezeigt, dass eine reduzierte Barrierefunktion der Haut, die durch Austrocknung entsteht, die Sensibilität gegenüber Juckreiz verstärken kann.

3. Erhöhte Körpertemperatur:

Während wir schlafen, steigt unsere Körpertemperatur leicht an. Wärme kann die Durchblutung der Haut fördern, was wiederum die Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Histamin begünstigt. Histamin ist ein wichtiger Botenstoff, der Juckreiz auslöst.

4. Hormonelle Schwankungen:

Bestimmte Hormone, wie Cortisol (ein Stresshormon), weisen im Laufe des Tages natürliche Schwankungen auf. Cortisol wirkt entzündungshemmend und erreicht seinen Tiefpunkt typischerweise in der Nacht. Dieser niedrigere Cortisolspiegel kann dazu führen, dass Entzündungen in der Haut stärker wirken und somit den Juckreiz verstärken.

5. Zirkadiane Rhythmen:

Unsere inneren Uhren, die sogenannten zirkadianen Rhythmen, beeinflussen viele physiologische Prozesse, darunter auch die Funktion unserer Haut. Forschungen deuten darauf hin, dass bestimmte Immunzellen und Entzündungsmediatoren, die eine Rolle bei Juckreiz spielen, ebenfalls durch zirkadiane Rhythmen reguliert werden.

6. Mögliche Grunderkrankungen:

In einigen Fällen kann nächtlicher Juckreiz ein Symptom für eine zugrunde liegende Erkrankung sein. Dazu gehören beispielsweise:

  • Ekzeme (atopische Dermatitis): Diese chronische Hauterkrankung ist häufig von starkem Juckreiz begleitet, der sich nachts verschlimmern kann.
  • Psoriasis (Schuppenflechte): Auch diese Autoimmunerkrankung kann nächtlichen Juckreiz verursachen.
  • Urtikaria (Nesselsucht): Die juckenden Quaddeln können sich auch nachts verstärken.
  • Skabies (Krätze): Die Milben sind besonders in der Wärme aktiv und verursachen intensiven Juckreiz, vor allem nachts.
  • Allergien: Reaktionen auf Bettwäsche, Hausstaubmilben oder andere Allergene können nächtlichen Juckreiz auslösen.
  • Leber- oder Nierenerkrankungen: In seltenen Fällen kann Juckreiz ein Symptom für eine Erkrankung dieser Organe sein.
  • Eisenmangel: Auch Eisenmangel kann in manchen Fällen Juckreiz verursachen.

Der Teufelskreis des Juckreizes:

Unabhängig von der Ursache, verstärkt das Kratzen den Juckreiz oft noch weiter. Durch das Kratzen werden die Nervenenden in der Haut gereizt und Entzündungsmediatoren freigesetzt. Dieser Teufelskreis aus Juckreiz und Kratzen kann den Schlaf erheblich beeinträchtigen und zu weiteren Problemen wie Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten führen.

Was kann man tun?

Die Behandlung von nächtlichem Juckreiz hängt von der Ursache ab. Einige allgemeine Tipps können jedoch Linderung verschaffen:

  • Hautpflege: Regelmäßiges Eincremen mit feuchtigkeitsspendenden Lotionen, besonders nach dem Duschen, kann die Hautbarriere stärken und Austrocknung verhindern.
  • Kühle Umgebung: Eine kühle Schlafumgebung kann die Körpertemperatur senken und Juckreiz lindern.
  • Lockere Kleidung: Tragen Sie lockere, atmungsaktive Kleidung aus Baumwolle, um Hautreizungen zu vermeiden.
  • Vermeidung von Reizstoffen: Vermeiden Sie aggressive Seifen, Parfüms und andere potenziell reizende Substanzen.
  • Antihistaminika: Antihistaminika können helfen, den Juckreiz zu lindern, indem sie die Wirkung von Histamin blockieren.
  • Stressmanagement: Techniken zur Stressbewältigung wie Meditation oder Yoga können helfen, den Juckreiz zu reduzieren, insbesondere wenn er durch Stress ausgelöst wird.
  • Arztbesuch: Wenn der Juckreiz anhält oder sich verschlimmert, sollte ein Arzt konsultiert werden, um die Ursache abzuklären und eine geeignete Behandlung zu beginnen.

Fazit:

Nächtlicher Juckreiz ist ein weit verbreitetes Problem, das durch eine Kombination aus physiologischen Veränderungen, verstärkter Körperwahrnehmung und möglicherweise zugrunde liegenden Erkrankungen verursacht werden kann. Durch die Identifizierung der Ursache und die Anwendung geeigneter Maßnahmen kann dieser quälende Juckreiz gelindert und der Schlaf verbessert werden. Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Ursache Ihres nächtlichen Juckreizes zu finden und eine individuelle Behandlung zu erhalten.