Warum wird mir nicht so schnell kalt?

1 Sicht

Frieren ist subjektiv! Ein fehlendes Muskelprotein, α-Actinin-3, könnte der Schlüssel sein, warum manche Kälte besser ertragen. Fast 20% der Bevölkerung tragen diese Genvariante in sich. Ihnen fällt es möglicherweise leichter, die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten, während andere schon zittern. Ist das die Erklärung für Ihre Kälteunempfindlichkeit?

Kommentar 0 mag

Warum friere ich nicht so schnell? Die Gene könnten der Schlüssel sein.

Zittern Sie schon bei der kleinsten Brise, während andere im T-Shirt entspannt im Herbstwind stehen? Dieses Phänomen der unterschiedlichen Kälteempfindlichkeit ist komplex und wird nicht nur von äußeren Faktoren wie Kleidung oder Wind beeinflusst, sondern auch stark von unserer individuellen Biologie bestimmt. Ein faszinierender Aspekt dieser individuellen Unterschiede liegt möglicherweise in unseren Genen, genauer gesagt in einem Protein namens α-Actinin-3.

Dieses Protein spielt eine wichtige Rolle in der Funktionsweise unserer Skelettmuskulatur, insbesondere bei schnellkräftigen Bewegungen. Interessanterweise fehlt α-Actinin-3 bei etwa 20% der Weltbevölkerung aufgrund einer genetischen Variante. Studien deuten darauf hin, dass dieser “Mangel” nicht unbedingt ein Nachteil ist, sondern im Gegenteil sogar Vorteile in Bezug auf die Kältetoleranz bieten könnte.

Personen ohne α-Actinin-3 setzen bei Kälte weniger auf Muskelzittern, die typische Reaktion des Körpers zur Wärmeproduktion. Stattdessen scheinen sie verstärkt auf eine alternative Methode der Wärmeerzeugung zu setzen: die sogenannte zitterfreie Thermogenese. Dabei wird Wärme in den Muskeln durch einen Prozess erzeugt, der mit einem erhöhten Stoffwechsel und der Aktivierung bestimmter Proteine, den sogenannten Entkopplungsproteinen, in den Mitochondrien, den “Kraftwerken” der Zellen, zusammenhängt.

Diese Strategie könnte effizienter sein, um die Körperkerntemperatur in kalten Umgebungen aufrechtzuerhalten, und erklären, warum Menschen ohne α-Actinin-3 weniger schnell frieren. Sie scheinen ihre Energie effektiver zu nutzen und weniger anfällig für die unangenehmen Folgen von Muskelzittern wie Energieverlust und Erschöpfung zu sein.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Kälteempfindlichkeit ein multifaktorielles Geschehen ist. Neben der α-Actinin-3 Variante spielen weitere Faktoren eine Rolle, darunter:

  • Körperzusammensetzung: Ein höherer Körperfettanteil bietet bessere Isolation.
  • Geschlecht: Frauen frieren im Durchschnitt schneller als Männer, unter anderem aufgrund hormoneller Unterschiede und einer anderen Verteilung des Körperfetts.
  • Gesundheitszustand: Bestimmte Krankheiten können die Kälteempfindlichkeit beeinflussen.
  • Gewöhnung: Wer regelmäßig Kälte ausgesetzt ist, kann seine Kältetoleranz verbessern.
  • Ernährung: Ausreichende Nährstoffzufuhr spielt eine wichtige Rolle für die Thermoregulation.

Die genetische Veranlagung in Bezug auf α-Actinin-3 könnte also ein Teil der Erklärung sein, warum manche Menschen Kälte besser ertragen. Es ist jedoch nur ein Baustein im komplexen Puzzle der Thermoregulation. Ob Sie nun zu den “Frostschutzmittel-Menschen” gehören oder schnell frieren, ein Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen kann helfen, besser mit Kälte umzugehen und die eigene Komfortzone zu erweitern.