Wie viel Grad Unterschied macht die Messung in der Achsel?
Die Achseltemperatur: Ein ungenauer Indikator für die Körperkerntemperatur
Die Messung der Körpertemperatur gehört zu den grundlegendsten medizinischen Verfahren. Während die rektale Messung als Goldstandard gilt, da sie die Körperkerntemperatur am präzisesten widerspiegelt, greifen viele Menschen – insbesondere im häuslichen Umfeld – auf die einfachere axilläre Messung (in der Achselhöhle) zurück. Doch wie zuverlässig ist diese Methode tatsächlich? Die Antwort ist: weniger zuverlässig als oft angenommen.
Die axilläre Temperaturmessung erfasst lediglich die Hauttemperatur in der Achselhöhle. Diese Region ist stark von externen Einflüssen wie Umgebungstemperatur, Bekleidung und Luftzirkulation beeinflusst. Im Gegensatz dazu misst die rektale Temperaturmessung die Temperatur im Rektum, das sich in direkter Nähe zu den zentralen Blutgefäßen befindet und somit die Körperkerntemperatur genauer repräsentiert.
Die Abweichung zwischen der axillären und der rektalen Temperatur beträgt in der Regel 0,5 bis 1,0 Grad Celsius, wobei die axilläre Temperatur stets niedriger ausfällt. Diese Differenz ist nicht konstant und kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden:
- Umgebungstemperatur: In kalten Umgebungen kühlt sich die Haut in der Achselhöhle stärker ab, was zu einer größeren Abweichung führt. Umgekehrt kann eine hohe Umgebungstemperatur zu einer Überschätzung der Körperkerntemperatur führen.
- Bekleidung: Dichte Kleidung isoliert die Achselhöhle und kann die gemessene Temperatur erhöhen.
- Bewegung: Physische Aktivität beeinflusst die Durchblutung der Haut und somit die axilläre Temperatur.
- Individuelle Faktoren: Die individuellen anatomischen Gegebenheiten und die Durchblutung der Haut können ebenfalls die Genauigkeit der Messung beeinflussen.
Die Ungenauigkeit der axillären Temperaturmessung hat wichtige Konsequenzen: Eine scheinbar “normale” axilläre Temperatur von 36,5°C kann einer tatsächlich erhöhten Körperkerntemperatur von 37,0°C bis 37,5°C entsprechen. Dies kann zu einer verzögerten oder falschen Diagnose führen, insbesondere bei der Beurteilung von Fieber.
Fazit: Während die axilläre Temperaturmessung eine schnelle und einfache Methode zur groben Abschätzung der Körpertemperatur darstellt, sollte sie nicht als zuverlässiger Ersatz für präzisere Messmethoden wie die rektale, orale oder tympanische Messung betrachtet werden. Bei Verdacht auf eine Erkrankung oder bei Bedarf einer genauen Temperaturbestimmung sollte immer eine präzisere Messmethode angewendet werden. Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern ist die axilläre Messung aufgrund der größeren Abweichung ungeeignet und sollte durch rektale Messung ersetzt werden. Die Differenz von 0,5 bis 1,0 Grad Celsius verdeutlicht die Grenzen dieser Methode und unterstreicht die Bedeutung einer korrekten Temperaturmessung für eine zuverlässige medizinische Beurteilung.
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