Ist der Polarstern immer im Norden?
Am Himmelszelt ganz im Norden erstrahlt der Polarstern, der wie ein ruhender Fels stets in derselben Position verharrt. Um ihn dreht sich das gesamte Himmelsgestirn wie ein Karussell, denn die Erdachse ist exakt auf den Polarstern ausgerichtet. Doch auch dieser scheinbar unerschütterliche Fixpunkt unterliegt einer langsamen Bewegung – einer Art kosmischem Wackeln wie bei einem Taumelnden Kreisel.
Der Polarstern: Ein scheinbar fester Punkt am Himmel – aber nur scheinbar
Der Polarstern, auch Polaris genannt, ist für viele ein Symbol der Orientierung. Seine scheinbar unveränderliche Position am Nordhimmel macht ihn zu einem unverzichtbaren Fixpunkt für Seefahrer, Astronomen und alle, die sich am Nachthimmel zurechtfinden möchten. Die gängige Vorstellung, der Polarstern stehe stets exakt im Norden und sei völlig unbeweglich, ist jedoch eine Vereinfachung. Die Wahrheit ist faszinierender und komplexer.
Die scheinbare Unbeweglichkeit des Polarsterns resultiert aus der Nähe seiner Position zur Projektion der Erdachse auf die Himmelskugel. Da sich die Erde um ihre eigene Achse dreht, erscheint es uns, als ob sich alle anderen Sterne um den Polarstern drehen. Diese Drehung vollzieht sich einmal pro Tag. Diese scheinbare Rotation ist ein fundamentales astronomisches Phänomen und ermöglicht die Bestimmung der Himmelsrichtungen. Für Beobachter auf der Nordhalbkugel ist der Polarstern somit ein zuverlässiger Himmels-Nordzeiger.
Doch die Erdachse selbst ist nicht absolut starr. Sie vollführt eine langsame, periodische Bewegung, die als Präzession bezeichnet wird. Stellen Sie sich einen leicht taumelnden Kreisel vor – ähnlich verhält es sich mit der Erdachse. Diese Taumelbewegung, verursacht durch die Gravitationskräfte von Sonne und Mond, bewirkt eine langsame Veränderung der Himmelsrichtung, auf die die Erdachse zeigt. Daher ist der Polarstern nicht für alle Zeiten der Nordstern. Über einen Zeitraum von etwa 26.000 Jahren vollzieht die Erdachse einen vollständigen Kreis auf der Himmelskugel. In der Folge wandert der Punkt, auf den die Erdachse zeigt, und somit auch die Position des Polarsterns, langsam über den Himmel.
Obwohl Polaris derzeit recht nahe am Himmelsnordpol liegt, war dies nicht immer so und wird es auch in Zukunft nicht sein. In der Antike war beispielsweise der Stern Thuban im Sternbild Drache der Polarstern. In mehreren tausend Jahren wird der Stern Wega im Sternbild Leier die Rolle des Polarsterns übernehmen. Die Präzession der Erdachse bedeutet also, dass die Bezeichnung “Polarstern” nicht einem bestimmten Stern, sondern einer Position am Himmel zugeordnet ist. Der aktuelle Polarstern ist nur ein vorübergehender Bewohner dieser wichtigen Himmelsposition.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Polarstern markiert zwar den Nordpunkt am Himmel und dient als hervorragende Orientierungshilfe, doch seine Position ist nicht absolut fix. Die langsame Präzessionsbewegung der Erdachse sorgt für eine langsame, aber beständige Wanderung des “Polarsterns” am Himmel, ein faszinierendes Beispiel für die dynamischen Prozesse in unserem Sonnensystem.
#Himmel#Norden#PolarsternKommentar zur Antwort:
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