Ist die Erde im Sommer näher an der Sonne?
Sommerhitze trotz größerer Sonnenentfernung: Ein scheinbarer Widerspruch
Die gängige Vorstellung, die Sonne sei im Sommer näher zur Erde und daher sei es wärmer, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Tatsächlich verhält es sich genau umgekehrt: Die Erde ist im Sommer auf der Nordhalbkugel weiter von der Sonne entfernt als im Winter. Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich durch den Einfluss der Erdachse erklären.
Der Abstand zwischen Erde und Sonne variiert im Laufe des Jahres aufgrund der elliptischen Bahn unseres Planeten. Die Erde umkreist die Sonne nicht auf einer perfekten Kreisbahn, sondern auf einer Ellipse, wobei die Sonne in einem der Brennpunkte dieser Ellipse liegt. Der Perihel, der Punkt der größten Annäherung an die Sonne, wird um den 3. Januar erreicht, während das Aphel, der Punkt der größten Entfernung, etwa am 4. Juli erreicht wird. Der Unterschied im Abstand ist zwar beträchtlich – etwa 5 Millionen Kilometer (152 Millionen Kilometer im Juli gegenüber 147 Millionen Kilometer im Januar) – erklärt aber nicht allein die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen.
Der entscheidende Faktor für die Jahreszeiten ist die Neigung der Erdachse um ca. 23,5 Grad zur Bahnebene. Diese Neigung bewirkt, dass die Nordhalbkugel im Sommer stärker der Sonne zugewandt ist und die Sonnenstrahlen steiler auftreffen. Dadurch wird die gleiche Menge an Sonnenenergie auf eine kleinere Fläche konzentriert, was zu einer höheren Erwärmung führt. Im Winter hingegen trifft die Sonnenstrahlung flacher auf die Nordhalbkugel, verteilt sich somit über eine größere Fläche und führt zu geringerer Erwärmung.
Die längere Sonnenscheindauer im Sommer trägt ebenfalls zur höheren Temperatur bei. Auf der Nordhalbkugel sind die Tage im Sommer länger als im Winter, was bedeutet, dass die Erde länger dem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Dieser verlängerte Belichtungszeitraum akkumuliert mehr Wärmeenergie.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die höhere Temperatur im Sommer auf der Nordhalbkugel resultiert nicht aus der Nähe zur Sonne, sondern aus dem steileren Einfallswinkel der Sonnenstrahlen, der längeren Sonnenscheindauer und der damit verbundenen größeren Energieaufnahme. Der geringere Abstand im Winter, obwohl er einen Einfluss auf die einfallende Energie hat, wird durch die oben genannten Faktoren überkompensiert. Die Entfernungsunterschiede zwischen Sonne und Erde spielen somit eine untergeordnete Rolle für die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen im Vergleich zur Neigung der Erdachse.
#Erdbahn#Sommer Sonne#SonnenabstandKommentar zur Antwort:
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