Ist man schneller, wenn man gegen die Erdrotation fliegt?

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Obwohl es intuitiv erscheinen mag, wirkt sich die Erdrotation nur minimal auf die Flugzeit aus. Flüge Richtung Osten profitieren von einem leichten Geschwindigkeitsschub, während Flüge Richtung Westen minimal länger dauern. Dieser Effekt ist jedoch vernachlässigbar und wird durch andere Faktoren wie Wind und Jetstream deutlich stärker beeinflusst.

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Der Mythos vom schnelleren Flug gegen die Erdrotation

Die Erde dreht sich mit beeindruckender Geschwindigkeit – am Äquator etwa 1670 km/h. Es liegt daher nahe zu vermuten, dass ein Flug gegen diese Rotation, also Richtung Westen, deutlich länger dauert als ein Flug in Richtung Osten. Doch die Realität ist deutlich nuancierter und entlarvt diesen intuitiven Schluss als weitgehenden Mythos.

Tatsächlich profitieren Flüge in östlicher Richtung minimal von der Erdrotation. Man könnte sich vorstellen, dass das Flugzeug quasi auf einem rotierenden Förderband sitzt und dadurch einen zusätzlichen Geschwindigkeitsschub erhält. Umgekehrt müsste ein westwärts gerichteter Flug diesen “Schub” überwinden.

Dieser Effekt ist jedoch verschwindend gering im Vergleich zu anderen, weitaus signifikanteren Faktoren, die die Flugdauer beeinflussen. Der wohl wichtigste Faktor ist der Wind. Jetstreams, hochgelegene Starkwindströme, können Geschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Stunde erreichen. Fliegt ein Flugzeug mit dem Jetstream, verkürzt sich die Flugzeit erheblich; fliegt es dagegen, verlängert sie sich entsprechend. Die Richtung und Stärke dieser Jetstreams variieren stark je nach Jahreszeit, Höhe und geographischer Lage.

Auch Luftdruck, Temperatur und die Flughöhe spielen eine entscheidende Rolle. Änderungen in diesen Parametern beeinflussen die Luftdichte und damit den Luftwiderstand, der wiederum die Fluggeschwindigkeit und den Treibstoffverbrauch beeinflusst.

Die Erdrotation selbst wirkt sich lediglich auf die tatsächliche Geschwindigkeit des Flugzeugs relativ zum Boden aus. Die eigentliche Geschwindigkeit des Flugzeugs – die Geschwindigkeit relativ zur Luftmasse – bleibt weitgehend unberührt von der Erdrotation. Ein Flugzeug, das mit 800 km/h nach Westen fliegt, fliegt immer noch mit 800 km/h relativ zur umgebenden Luft, auch wenn seine Geschwindigkeit relativ zum Boden geringfügig niedriger ist als bei einem Flug nach Osten.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Während die Erdrotation einen winzigen Einfluss auf die Flugzeit hat, ist dieser im Vergleich zu anderen meteorologischen und aerodynamischen Faktoren vernachlässigbar klein. Die Behauptung, man sei deutlich schneller, wenn man mit der Erdrotation fliegt, ist daher eine Vereinfachung, die die Komplexität des Luftverkehrs nicht ausreichend berücksichtigt. Die tatsächliche Flugdauer wird durch Wind, Wetter und weitere Faktoren weit stärker bestimmt.