Warum ist die Venus heißer als Merkur?

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Venus, obwohl weiter von der Sonne entfernt als Merkur, übertrifft diesen in Sachen Hitze. Der Schlüssel liegt in ihrer Atmosphäre: Eine dichte Hülle aus Kohlendioxid, angereichert mit Stickstoff und Wasserdampf, fängt die Sonnenwärme effektiv ein. Dieser ausgeprägte Treibhauseffekt führt zu Temperaturen, die Merkur weit übersteigen.

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Die glühende Hölle: Warum die Venus heißer ist als Merkur

Merkur, der sonnennächste Planet, könnte man intuitiv als den heißesten Planeten unseres Sonnensystems erwarten. Doch weit gefehlt: Die Venus, die sich weiter von der Sonne entfernt befindet, erreicht Oberflächentemperaturen, die selbst Merkurs Höchstwerte bei weitem übertreffen. Dieser scheinbare Widerspruch erklärt sich durch die fundamental unterschiedlichen Atmosphären der beiden Planeten.

Merkur besitzt eine extrem dünne Exosphäre, die kaum Schutz vor der Sonnenstrahlung bietet. Die Oberfläche wird zwar von der Sonne direkt getroffen und erhitzt, die Hitze kann aber ebenso ungehindert ins Weltall abstrahlen. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag- und Nachtseite sind daher enorm, mit extremen Hitzewerten am Tag und eisigen Temperaturen in der Nacht.

Die Venus hingegen ist in eine dichte, undurchdringliche Atmosphäre gehüllt, die zu 96,5% aus Kohlendioxid besteht. Diese dicke Wolkendecke aus Kohlendioxid, Schwefelsäure und anderen Spurengasen fungiert als gigantischer Treibhauseffekt-Verstärker. Die Sonnenstrahlung dringt zwar durch die oberen Schichten der Atmosphäre, wird aber von der Oberfläche absorbiert und anschließend als Infrarotstrahlung wieder abgestrahlt. Das Kohlendioxid in der Atmosphäre absorbiert diese Wärmestrahlung jedoch effektiv und verhindert so, dass sie ins All entweichen kann. Diese Wärme wird stattdessen in der Atmosphäre gefangen und führt zu einem kontinuierlichen, extrem starken Erwärmungseffekt.

Dieser Treibhauseffekt ist auf der Venus so stark ausgeprägt, dass die Oberflächentemperatur konstant bei durchschnittlich 464°C liegt – heiß genug, um Blei zum Schmelzen zu bringen. Diese Temperatur ist weit höher als die höchsten Temperaturen auf Merkur, die etwa 430°C erreichen. Der Unterschied liegt also nicht in der Nähe zur Sonne, sondern in der radikal unterschiedlichen Zusammensetzung und Dichte der Atmosphären.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Während Merkur aufgrund seiner fehlenden Atmosphäre die Sonnenwärme direkt absorbiert und wieder abgibt, führt die dichte Kohlendioxid-Atmosphäre der Venus zu einem unkontrollierbaren Treibhauseffekt, der den Planeten in eine glühende Hölle verwandelt und ihn damit zum heißesten Planeten unseres Sonnensystems macht. Dieser Vergleich verdeutlicht eindrucksvoll die Bedeutung der Atmosphäre für die Temperaturregulation eines Planeten.