Welches Tier hat Fell und ist kein Säugetier?

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Schnabeltiere und Ameisenigel – faszinierende Ausnahmen der Natur. Ihr behaartes Äußeres täuscht: Sie repräsentieren eigenständige Entwicklungslinien, deren spezielle Fortpflanzung und Physiologie sie von Säugetieren abgrenzen und sie zu wertvollen Forschungsobjekten machen. Ihr Überleben sichert die Biodiversität.
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Fell, aber kein Säugetier? Die faszinierenden Fälle von Schnabeltier und Ameisenigel

Die Vorstellung von einem „behaarten“ Tier ruft sofort Bilder von Säugetieren hervor: Katzen, Hunde, Bären – alle mit ihrem charakteristischen Fellkleid. Doch die Natur hält Überraschungen bereit. Nicht alle Tiere mit Fell sind Säugetiere. Zwei besonders bemerkenswerte Beispiele hierfür sind das Schnabeltier ( Ornithorhynchus anatinus) und der Ameisenigel (Tachyglossidae). Ihr behaartes Äußeres ist eine bemerkenswerte Konvergenz, eine unabhängige Entwicklung ähnlicher Merkmale bei nicht verwandten Arten, die jedoch ihre grundlegend unterschiedliche Stellung im Tierreich verdeutlicht.

Während Säugetiere durch Merkmale wie Milchdrüsen, ein Fell aus Haaren und drei Gehörknöchelchen im Mittelohr definiert werden, weichen Schnabeltier und Ameisenigel in entscheidenden Punkten von dieser Definition ab. Sie gehören beide zu den Kloakentieren (Monotremata), einer sehr ursprünglichen Säugetierordnung, die sich früh von der Linie der Beuteltiere und Plazentatiere getrennt hat. Diese Trennung ist so tiefgreifend, dass ihre Fortpflanzungsweise und Physiologie sie deutlich von „typischen“ Säugetieren unterscheiden.

Das Schnabeltier: Ein Unikat der Evolution

Das Schnabeltier, ein Bewohner Australiens und Tasmaniens, ist ein Paradebeispiel für die evolutionäre Vielfalt. Sein Name verrät bereits seine auffälligste Eigenart: ein entenartiger Schnabel, der ihm beim Nahrungserwerb im Wasser hilft. Während es ein Fell besitzt, das ihm Wärme spendet, legt es keine lebenden Jungen, sondern legt Eier – ein Merkmal, das es mit Reptilien und Vögeln teilt. Die Milch wird nicht über Zitzen abgegeben, sondern über Milchfelder auf dem Bauch sezerniert. Das Schnabeltier verfügt zudem über ein elektrorezeptives System, mit dem es Beutetiere im trüben Wasser orten kann – ein weiteres Beispiel für seine einzigartige Anpassungsfähigkeit.

Der Ameisenigel: Ein stacheliger Einzelgänger

Ameisenigel, ebenfalls in Australien und Neuguinea beheimatet, sind durch ihr stacheliges Fell und ihren langen, klebrigen Zungen gekennzeichnet, die sie zur Jagd auf Ameisen und Termiten verwenden. Ähnlich wie das Schnabeltier legen auch sie Eier und besitzen Milchfelder statt Zitzen. Ihre Stacheln, die aus modifizierten Haaren bestehen, dienen als Schutz vor Fressfeinden und tragen zu ihrem einzigartigen Erscheinungsbild bei. Die verschiedenen Ameisenigelarten zeigen eine Anpassung an unterschiedliche Lebensräume und Nahrungsquellen.

Die Bedeutung von Schnabeltier und Ameisenigel für die Wissenschaft und den Naturschutz

Sowohl Schnabeltiere als auch Ameisenigel sind wertvolle Forschungsobjekte. Ihr einzigartiger evolutionärer Status liefert wichtige Einblicke in die frühe Entwicklung der Säugetiere und die evolutionären Prozesse, die zur Entstehung der verschiedenen Säugetiergruppen geführt haben. Ihre Physiologie und Fortpflanzungsweise bieten weiterhin Möglichkeiten für die Erforschung von Themen wie der Thermoregulation, der Immunologie und der Entwicklung von Milchdrüsen.

Der Schutz dieser bemerkenswerten Tiere ist essentiell für die Erhaltung der Biodiversität. Habitatverlust und die zunehmende Bedrohung durch invasive Arten stellen eine erhebliche Gefahr für ihre Existenz dar. Der Erhalt ihrer Lebensräume und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für ihre Bedeutung sind daher unerlässlich, um diesen faszinierenden Ausnahmen der Natur ein Überleben zu sichern.