Bei welchen Werten hat man Leukämie?

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Ein erhöhter Leukozytenwert im Blut, deutlich über dem normalen Bereich von 4.000 bis 10.000 Zellen pro Mikroliter, kann ein Hinweis auf Leukämie sein. Die genaue Zellzahl und das Vorhandensein bestimmter, unreifer Blutzellen sind jedoch entscheidend für die Diagnose.
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Leukämie: Nicht nur erhöhte Leukozyten – ein komplexes Krankheitsbild

Ein erhöhter Leukozytenwert im Blut ist oft der erste Hinweis auf eine mögliche Leukämie, aber er allein reicht bei weitem nicht für eine Diagnose aus. Die Aussage „Bei welchen Werten hat man Leukämie?“ lässt sich deshalb nicht mit einer einfachen Zahlenangabe beantworten. Leukämie ist ein komplexes Krankheitsbild, das verschiedene Arten umfasst, die sich in ihren Ursachen, dem Verlauf und den betroffenen Blutzellen unterscheiden.

Ein normaler Leukozytenwert liegt zwischen 4.000 und 10.000 Zellen pro Mikroliter Blut. Ein deutlich erhöhter Wert, also eine Leukozytose, kann auf verschiedene Ursachen hindeuten, darunter Infektionen, Entzündungen oder eben auch Leukämie. Bei Leukämie ist die Leukozytose jedoch oft durch das Vorhandensein von unreifen, funktionsuntüchtigen Blutzellen gekennzeichnet, den sogenannten Blasten. Diese Zellen sind im normalen Blutbild kaum oder gar nicht vorhanden.

Die Diagnosefindung basiert nicht nur auf dem Leukozytenwert, sondern auf einer umfassenden Blutuntersuchung, die Folgendes beinhaltet:

  • Differenzialblutbild: Dieses untersucht die verschiedenen Arten von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und deren Anteile. Ein erhöhter Anteil an Blasten ist ein starkes Indiz für Leukämie.
  • Blutmorphologie: Hierbei wird die Form und der Reifegrad der Blutzellen mikroskopisch untersucht. Unreife Zellen weisen auf eine gestörte Blutbildung hin.
  • Knochenmarkuntersuchung (Biopsie): Dies ist die wichtigste Untersuchung zur Diagnose von Leukämie. Eine kleine Probe aus dem Knochenmark wird entnommen und im Labor untersucht. Hier kann der Anteil der Blasten genau bestimmt und die Art der Leukämie identifiziert werden.
  • Zytogenetische und molekulargenetische Untersuchungen: Diese Tests analysieren die Chromosomen und Gene der Leukämiezellen, um die spezifische genetische Veränderung zu identifizieren, die die Erkrankung verursacht. Dies ist wichtig für die Prognose und die Wahl der Therapie.
  • Immunphänotypisierung: Dieser Test bestimmt die Oberflächenmerkmale der Leukämiezellen und hilft, die Art der Leukämie genauer zu klassifizieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein erhöhter Leukozytenwert kann ein Hinweis auf Leukämie sein, aber er ist kein alleiniger Diagnosekriterium. Die Diagnose erfordert eine gründliche Untersuchung des Blutes und des Knochenmarks, um die Art und das Ausmaß der Erkrankung zu bestimmen. Nur so kann eine individuelle und effektive Behandlung geplant werden. Bei Verdacht auf Leukämie ist daher unbedingt ein Arzt aufzusuchen. Eine Selbstdiagnose basierend auf einem einzelnen Blutwert ist gefährlich und irreführend.