Haben alle Säugetiere 37 Grad?

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Säugetiere regulieren ihre Körpertemperatur intern, unabhängig von der Umwelt. Diese Eigenschaft ermöglicht ihnen, in unterschiedlichen Klimazonen zu überleben. Im Gegensatz zu wechselwarmen Tieren sind sie immer aktiv.
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Die 37-Grad-Regel: Ein Mythos unter Säugetieren?

Die weitverbreitete Annahme, dass alle Säugetiere eine Körpertemperatur von exakt 37 Grad Celsius aufweisen, ist ein vereinfachendes, wenn auch eingängiges, Missverständnis. Während 37°C tatsächlich die Körpertemperatur vieler Säugetiere in der Nähe des menschlichen Durchschnitts liegt, handelt es sich hierbei nicht um eine universelle Konstante. Die tatsächliche Körpertemperatur variiert erheblich zwischen verschiedenen Säugetierarten und kann sogar innerhalb derselben Spezies je nach Alter, Aktivitätslevel, Tageszeit und Gesundheitszustand schwanken.

Die Fähigkeit zur Homöothermie, also zur innerkörperlichen Temperaturregulation, ist das entscheidende Merkmal. Säugetiere halten ihre Körpertemperatur über einen relativ engen Bereich konstant, unabhängig von den Außentemperaturen. Dieser Prozess, die Thermoregulation, erfordert einen erheblichen Energieaufwand und wird durch verschiedene Mechanismen erreicht, wie zum Beispiel:

  • Stoffwechsel: Die Verbrennung von Nahrungsmitteln erzeugt Wärme. Größere Tiere haben einen geringeren Oberflächen-Volumen-Verhältnis und verlieren daher weniger Wärme an die Umgebung. Kleinere Tiere haben einen höheren Stoffwechsel, um ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten.
  • Isolierung: Fell, Federn (bei einigen Säugetieren) und eine Fettschicht dienen als Wärmedämmung. Die Dicke dieser Isolierschicht variiert je nach Klima und Art.
  • Blutzirkulation: Durch die Steuerung der Durchblutung in peripheren Körperregionen kann Wärmeverlust oder -gewinn reguliert werden. Beispielsweise können Blutgefäße in den Extremitäten bei Kälte verengt werden (Vasokonstriktion).
  • Verhaltensanpassungen: Suchen von Schatten bei Hitze, Sonnenbäder bei Kälte oder das Zusammenkuscheln sind Beispiele für verhaltensbasierte Thermoregulation.
  • Schwitzen und Hecheln: Diese Mechanismen dienen der Abkühlung durch Verdunstungskälte.

Die Körpertemperatur variiert stark je nach Art: Elefanten haben beispielsweise eine niedrigere Körpertemperatur als Mäuse. Auch innerhalb einer Spezies kann die Temperatur schwanken. Ein schlafendes Tier hat typischerweise eine niedrigere Körpertemperatur als ein aktives Tier. Fieber ist ein Beispiel für eine kurzfristige, krankheitsbedingte Veränderung der Körpertemperatur.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Aussage, alle Säugetiere hätten eine Körpertemperatur von 37°C, ist eine grobe Vereinfachung. Die Homöothermie – die Fähigkeit zur konstanten inneren Körpertemperatur – ist das zentrale Merkmal, aber die genaue Temperatur ist artspezifisch und unterliegt individuellen Schwankungen. Die Bandbreite der Körpertemperaturen innerhalb der Säugetierklasse ist weit größer, als die gängige 37-Grad-Regel suggeriert.