Hat man im Stehen höheren Blutdruck?
Stehen oder Liegen: Wie beeinflusst die Körperhaltung den Blutdruck?
Der Blutdruck, die Kraft des Blutes gegen die Arterienwände, ist nicht konstant. Er schwankt im Laufe des Tages und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter auch die Körperhaltung. Die Aussage „Im Stehen hat man einen höheren Blutdruck“ ist vereinfachend, aber im Kern richtig: Der Blutdruck verändert sich signifikant beim Wechsel von der liegenden in die stehende Position. Dieser Unterschied ist jedoch nicht immer ein Zeichen einer Erkrankung.
Beim Übergang vom Liegen zum Stehen muss der Körper schnell reagieren. Im Liegen verteilt sich das Blut relativ gleichmäßig im Körper. Beim Aufstehen hingegen wirkt die Schwerkraft, und ein erheblicher Teil des Blutes sammelt sich in den Beinen. Um einen Blutdruckabfall im Gehirn und damit einen Kreislaufkollaps zu verhindern, aktiviert der Körper verschiedene Mechanismen:
- Barorezeptorreflex: Spezielle Rezeptoren in den Blutgefäßen registrieren den Blutdruckabfall und senden Signale an das Gehirn. Dieses wiederum aktiviert das sympathische Nervensystem.
- Sympathische Aktivierung: Das sympathische Nervensystem erhöht die Herzfrequenz und die Kontraktionskraft des Herzens. Gleichzeitig werden die Blutgefäße verengt (Vasokonstriktion), insbesondere in den peripheren Bereichen.
- Renin-Angiotensin-Aldosteron-System: Dieses Hormonsystem trägt langfristig zur Blutdruckregulation bei und wird ebenfalls aktiviert, um den Blutdruck zu erhöhen.
Durch diese Mechanismen wird ein Blutdruckabfall verhindert. Ein leichter Anstieg des Blutdrucks beim Stehen ist also ein normaler und notwendiger physiologischer Prozess. Man spricht von einer orthostatischen Hypotension, wenn der Blutdruck zu stark abfällt, was zu Schwindel oder sogar Ohnmacht führen kann.
Wann ist ein Blutdruckanstieg im Stehen besorgniserregend?
Problematisch wird es, wenn der Blutdruck beim Stehen übermäßig ansteigt. Von orthostatischer Hypertonie spricht man, wenn der systolische Blutdruck (der obere Wert) um mehr als 15 mmHg oder der diastolische Blutdruck (der untere Wert) um mehr als 10 mmHg ansteigt. Dieser starke Anstieg kann verschiedene Ursachen haben, darunter:
- Dehydration: Ein Flüssigkeitsmangel führt zu einer verringerten Blutmenge und kann den Blutdruckanstieg beim Stehen verstärken.
- Medikamentennebenwirkungen: Besonders bestimmte blutdrucksenkende Medikamente, aber auch andere Arzneien, können orthostatische Hypertonie auslösen.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Herzschwäche, Herzklappenfehler oder andere kardiovaskuläre Erkrankungen können die Blutdruckregulation beeinträchtigen.
- Neurologische Erkrankungen: Schädigungen des autonomen Nervensystems, das die Blutdruckregulation steuert, können zu einem unkontrollierten Blutdruckanstieg führen.
Ein übermäßiger Blutdruckanstieg beim Stehen sollte daher unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Der Arzt kann die Ursache feststellen und eine entsprechende Therapie einleiten. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch wiederholte Blutdruckmessungen im Liegen und im Stehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein leichter Blutdruckanstieg beim Stehen ist normal. Ein starker Anstieg hingegen kann ein Hinweis auf eine zugrundeliegende Erkrankung sein und erfordert ärztliche Konsultation. Eine regelmäßige Blutdruckkontrolle, besonders bei bestehenden Risikofaktoren, ist daher wichtig.
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