Warum blutet man im Wasser nicht?

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Die Annahme ist falsch. Man blutet auch im Wasser. Der Blutfluss ist eventuell weniger sichtbar, da das Blut sich im Wasser verteilt und verdünnt. Kälteres Wasser kann zudem die Blutgefäße verengen, was den Blutfluss reduziert, aber die Blutung stoppt nicht. Gerinnungsfaktoren funktionieren auch im Wasser.
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Der Mythos vom ausbleibenden Bluten im Wasser: Warum wir auch im nassen Element nicht unverwundbar sind

Es hält sich hartnäckig die Vorstellung, dass Wunden im Wasser nicht bluten. Ein Szenario, das in Filmen und Serien gerne dargestellt wird: Ein dramatischer Kampf im Meer, ein Stich, doch kein sichtbares Blut. Die Realität sieht anders aus. Die Annahme, dass man im Wasser nicht blutet, ist schlichtweg falsch. Zwar verändert das umgebende Wasser die Wahrnehmung des Blutverlustes, doch der Körper reagiert auf Verletzungen unter Wasser genauso wie an Land. Der vermeintliche Stopp der Blutung ist eine optische Täuschung, die auf den physikalischen Eigenschaften von Wasser und dessen Wechselwirkung mit Blut basiert.

Der Hauptgrund für den Irrglauben liegt in der Verdünnung und Verteilung des Blutes im Wasser. Tritt Blut aus einer Wunde aus, vermischt es sich sofort mit dem umgebenden Wasser. Je nach Größe des Gewässers und der Strömungsverhältnisse verteilt sich das Blut schnell in einem größeren Volumen, wodurch die rote Farbe weniger konzentriert und somit weniger sichtbar wird. Wie ein Tropfen Tinte, der in ein Glas Wasser fällt, verliert auch das Blut im Wasser seine intensive Färbung und scheint zu verschwinden. Dies erweckt den falschen Eindruck, die Blutung sei gestoppt.

Ein weiterer Faktor, der zur Fehlinterpretation beiträgt, ist die Temperatur des Wassers. Kälteres Wasser führt zu einer Verengung der Blutgefäße an der Hautoberfläche. Diese Vasokonstriktion reduziert den Blutfluss zur Wunde und kann den Eindruck erwecken, die Blutung sei schwächer. Tatsächlich wird aber lediglich die Menge des austretenden Blutes verringert. Die Wunde blutet weiterhin, nur langsamer. Die Gerinnung, der lebenswichtige Prozess zur Blutstillung, wird durch die Kälte nicht beeinträchtigt.

Die Gerinnungsfaktoren, die im Blut für die Bildung eines Blutgerinnsels verantwortlich sind, funktionieren auch im Wasser einwandfrei. Der komplexe biochemische Prozess, der letztendlich zur Blutstillung führt, ist von der Umgebungstemperatur nur geringfügig beeinflusst und läuft auch unter Wasser ab. Die im Wasser enthaltenen Salze und Mineralien, insbesondere im Meerwasser, können diesen Prozess sogar unterstützen, indem sie die Aggregation der Blutplättchen fördern.

Die Vorstellung, im Wasser nicht zu bluten, ist also ein gefährlicher Trugschluss. Auch unter der Wasseroberfläche verliert der Körper bei Verletzungen Blut, und die Folgen können genauso schwerwiegend sein wie an Land. Die fehlende Sichtbarkeit des Blutes aufgrund der Verdünnung im Wasser darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine medizinische Versorgung gegebenenfalls notwendig ist. Gerade bei größeren Verletzungen oder anhaltendem Blutverlust kann die vermeintlich geringe Blutung im Wasser zu einer lebensbedrohlichen Situation führen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das scheinbare Ausbleiben der Blutung im Wasser ein rein optisches Phänomen ist. Die Verdünnung des Blutes, die Vasokonstriktion durch kaltes Wasser und die damit verbundene reduzierte Blutungsintensität täuschen darüber hinweg, dass der Körper auch unter Wasser auf Verletzungen mit Blutverlust reagiert. Die Gerinnungsprozesse funktionieren uneingeschränkt, und die Notwendigkeit einer medizinischen Versorgung bei Verletzungen bleibt bestehen, unabhängig davon, ob diese an Land oder im Wasser entstanden sind. Der Mythos vom blutleeren Wasser sollte daher endgültig aus der Welt geschafft werden.