Warum gibt es mehr Rechtshänder?

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Unsere Gehirnhälften sind unterschiedlich spezialisiert – ein Phänomen namens Lateralisation. Die Steuerung der Motorik verläuft gekreuzt. Diese Asymmetrie im Gehirn erklärt die Präferenz für Rechts- oder Linkshändigkeit, wobei die rechte Hand aufgrund der Hirnstruktur überwiegt. Die genauen Ursachen dieser Ungleichverteilung sind jedoch noch Gegenstand der Forschung.
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Das Rätsel der Rechtshändigkeit: Warum ist die rechte Hand so dominant?

Die überwältigende Mehrheit der Menschen – geschätzt 85-90% – ist Rechtshänder. Diese Präferenz für die rechte Hand gegenüber der linken ist ein faszinierendes Phänomen, das Wissenschaftler seit Jahrzehnten beschäftigt. Während die zugrundeliegenden Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind, deuten aktuelle Forschungsergebnisse auf ein komplexes Zusammenspiel genetischer, epigenetischer und umweltbedingter Faktoren hin. Ein zentraler Aspekt ist die Lateralisation des Gehirns, also die unterschiedliche Spezialisierung der linken und rechten Gehirnhälfte.

Die Steuerung der Motorik geschieht gekreuzt. Das bedeutet, die linke Gehirnhälfte steuert die rechte Körperhälfte und umgekehrt. Die überwiegende Rechtshändigkeit lässt darauf schließen, dass die linke Gehirnhälfte bei den meisten Menschen die dominante Rolle in der motorischen Kontrolle der Hand spielt. Diese Dominanz manifestiert sich nicht nur in der Handpräferenz, sondern auch in anderen Funktionen wie Sprache und räumlichem Denken, die ebenfalls häufig lateralisiert sind. Die Frage ist jedoch: Warum ist die linke Gehirnhälfte bei so vielen Menschen für die Feinmotorik der rechten Hand dominant?

Genetische Faktoren spielen unzweifelhaft eine Rolle. Studien an Zwillingen zeigen eine signifikante erbliche Komponente der Händigkeit. Allerdings lässt sich die Rechtshändigkeit nicht auf ein einzelnes Gen zurückführen. Vielmehr scheint ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Gene beteiligt zu sein, deren Einfluss noch nicht vollständig verstanden ist. Die Forschung konzentriert sich hier auf die Identifizierung von Kandidatengenen und die Analyse von Gen-Umwelt-Interaktionen.

Epigenetische Mechanismen, also Veränderungen der Genexpression ohne Veränderung der DNA-Sequenz, könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Pränatale Einflüsse, wie beispielsweise Hormonlevel oder Infektionen während der Schwangerschaft, könnten die Entwicklung der Gehirnlateralisation beeinflussen und so die Händigkeit prägen. Auch die Umwelt spielt eine Rolle. Obwohl die Händigkeit hauptsächlich angeboren zu sein scheint, könnte die frühkindliche Erfahrung, insbesondere die Interaktion mit der Umwelt, die Präferenz für eine Hand verstärken oder beeinflussen. Soziale Faktoren, wie beispielsweise die bevorzugte Hand der Eltern oder Erzieher, könnten eine subtile, aber dennoch relevante Rolle spielen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Frage nach der Dominanz der Rechtshändigkeit keine einfache Antwort hat. Die Kombination aus genetischen Prädispositionen, epigenetischen Einflüssen und umweltbedingten Faktoren führt zu der beobachteten Verteilung der Händigkeit in der Bevölkerung. Die zukünftige Forschung wird sich weiterhin auf die Entdeckung der genauen genetischen und epigenetischen Mechanismen konzentrieren, um das komplexe Zusammenspiel der Faktoren zu entschlüsseln, die die Entwicklung der Händigkeit beeinflussen. Das Verständnis dieser Prozesse trägt nicht nur dazu bei, die Rechtshändigkeit besser zu erklären, sondern könnte auch Einblicke in die Entwicklung des Gehirns und anderer neurologischer Funktionen liefern.