Was senkt die weißen Blutkörperchen?

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Ein Mangel an weißen Blutkörperchen, Leukopenie genannt, kann durch diverse Faktoren ausgelöst werden. Medikamente wie Chemotherapeutika und schwere Infektionen, beispielsweise HIV oder Sepsis, zählen zu den häufigsten Ursachen. Die genaue Diagnose erfordert eine gründliche ärztliche Untersuchung.

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Was senkt die weißen Blutkörperchen? Ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren

Ein Mangel an weißen Blutkörperchen, medizinisch als Leukopenie bezeichnet, ist keine Erkrankung an sich, sondern ein Symptom, das auf verschiedene Grunderkrankungen hinweisen kann. Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sind essentiell für unser Immunsystem und schützen uns vor Infektionen. Ein niedriger Leukozytenwert bedeutet eine geschwächte Abwehrkraft und erhöht die Anfälligkeit für Infektionen. Aber welche Faktoren können zu diesem kritischen Abfall führen?

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Ursachen für Leukopenie komplex und vielschichtig sind. Sie reichen von harmlosen, vorübergehenden Einflüssen bis hin zu lebensbedrohlichen Krankheiten. Hier einige wichtige Faktoren:

1. Medikamente: Viele Medikamente können die Produktion weißer Blutkörperchen im Knochenmark hemmen oder ihre Lebensdauer verkürzen. Zu den prominentesten Beispielen gehören:

  • Chemotherapeutika: Diese Medikamente, eingesetzt in der Krebstherapie, zielen zwar auf schnell wachsende Tumorzellen ab, schädigen aber auch oft schnell teilende Zellen des Knochenmarks, wo die Leukozyten gebildet werden. Dies führt häufig zu einer ausgeprägten Leukopenie, die eine sorgfältige Überwachung und gegebenenfalls unterstützende Maßnahmen erfordert.
  • Immunsuppressiva: Diese Medikamente werden zur Unterdrückung des Immunsystems eingesetzt, beispielsweise nach Organtransplantationen, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern. Sie reduzieren die Anzahl der weißen Blutkörperchen, um unerwünschte Immunreaktionen zu vermeiden, bergen aber gleichzeitig das Risiko erhöhter Infektanfälligkeit.
  • Antibiotika (in seltenen Fällen): Obwohl Antibiotika zur Bekämpfung bakterieller Infektionen eingesetzt werden, können einige seltener vorkommende Nebenwirkungen auch eine Beeinträchtigung der Blutbildung im Knochenmark beinhalten.
  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Langfristige Einnahme von hohen Dosen bestimmter NSAR kann in seltenen Fällen ebenfalls zu einer Verminderung der weißen Blutkörperchen führen.

2. Infektionen: Paradoxeweise kann eine schwere Infektion selbst zu einem Abfall der weißen Blutkörperchen führen. Dies ist besonders bei:

  • HIV (Humanes Immundefizienz-Virus): HIV greift gezielt die CD4-Zellen an, eine Art der weißen Blutkörperchen, die für die Immunabwehr essentiell sind. Die Zerstörung dieser Zellen führt zu einer schrittweisen Immunschwäche und einem starken Abfall der Leukozytenzahl.
  • Sepsis (Blutvergiftung): Eine schwere, lebensbedrohliche Infektion, bei der die Immunreaktion überreagiert und das gesamte System schädigt. Dies kann zu einer starken Verminderung der weißen Blutkörperchen führen.
  • Andere virale oder bakterielle Infektionen: Auch andere schwere Infektionen können vorübergehend zu einem Abfall der weißen Blutkörperchen führen.

3. Erkrankungen des Knochenmarks: Erkrankungen wie Leukämie, Aplastische Anämie oder Myelodysplastische Syndrome beeinträchtigen die Blutbildung im Knochenmark direkt und führen zu einer verminderten Produktion von weißen Blutkörperchen.

4. Autoimmunerkrankungen: Bei Autoimmunerkrankungen greift das Immunsystem körpereigenes Gewebe an, was auch die Blutbildung im Knochenmark beeinflussen und zu Leukopenie führen kann.

5. Ernährungsmängel: Ein Mangel an essentiellen Nährstoffen wie Vitamin B12, Folsäure oder Eisen kann die Blutbildung stören und zu einem Mangel an weißen Blutkörperchen führen.

Diagnose und Behandlung: Ein niedriger Wert weißer Blutkörperchen erfordert immer eine gründliche ärztliche Abklärung. Die Diagnose basiert auf einem Blutbild und weiteren Untersuchungen, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren. Die Behandlung richtet sich dann nach der Ursache der Leukopenie und kann von einer Anpassung der Medikation über die Behandlung der Grunderkrankung bis hin zu einer unterstützenden Therapie mit Wachstumsfaktoren reichen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind essentiell, um Komplikationen durch erhöhte Infektanfälligkeit zu vermeiden.